Rheinische Post: Zahlen über Zappler = Von Wolfram Goertz
Düsseldorf (ots)
Im Medizinstudium ist Statistik Pflicht, weswegen Ärzte gern mit Studienzahlen jonglieren. Überhaupt sollte jeder lernen, medizinische Daten zu interpretieren. So ließe sich Unschärfe vermeiden. Die Meldung, dass jeder zehnte Junge verhaltensauffällig sei und Psychopharmaka bekomme, auch das berüchtigte Ritalin, treibt NRW-Gesundheitsministerin Steffens um: Das sei "alarmierend". Nein, alarmierend ist die Unüberlegtheit, mit der hier Zahlen gedeutet werden. Es ist davon auszugehen, dass gar nicht mehr Kinder als früher an der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung ADHS leiden; diese Diagnose wird heute rascher gestellt, weil sie im Diagnosenkatalog als F 90.0 mittlerweile bereitliegt und manchem Arzt direkt das Medikament Ritalin nahelegt. Früher war das ADHS-Kind nur ein Zappelphilipp - und Krankheiten und Syndrome, die keinen Namen hatten, existierten sowieso nicht. Übrigens ist Ritalin ein sicheres Medikament und kann Kindern, die es benötigen, gut helfen. Allen anderen sollten Ärzte zu Bioprodukten raten - vor allem zu Sport und Musik. Garantiert nebenwirkungsfrei.
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