Rheinische Post: Dieser Fels ist zu schwach für die Kirche Kommentar Von Lothar Schröder
Düsseldorf (ots)
Am Anfang der Kirchengeschichte steht ein Bauvorhaben. Der Bauherr ist Jesus und der Baugrund Petrus. Laut Matthäus-Evangelium ist der Bauauftrag mit jenen Worten annonciert worden: "Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen." Von einem Bischofshaus war noch keine Rede. Vieles an diesem Sinnbild scheint irgendwie verdreht: Warum baut Jesus und nicht Petrus? Und warum soll überhaupt Petrus das Fundament sein - ausgerechnet er, der Jesus dreimal verleugnet und dem Bericht von der Auferstehung erst Glauben schenkt, als er selbst vor dem leeren Grab steht? Petrus ist also nicht perfekt; er ist ein Mensch. Und gerade auf ihn will Jesus seine Kirche bauen? Das ist Gottvertrauen gepaart mit der Erkenntnis, dass eine Kirche immer nur so stark sein kann wie die Menschen, die sie tragen. Petrus soll erster Bischof von Rom gewesen sein und damit auch Vorgänger aller Päpste. Zum jüngsten Nachfolger ist gestern der Bischof von Limburg gereist, und da das Bischofsamt das höchste Weiheamt der römisch-katholischen Kirche ist, sollte es ein Gespräch auf Augenhöhe werden. Das ist es natürlich nicht, denn zum Weiheverständnis gesellt sich die Hierarchie. Und die ist beim skandalträchtigen Ensemble-Neubau des Limburger Bischofshauses gefordert. Steigen die Kosten jetzt vielleicht auf 40 Millionen Euro an? Und welche Details warten noch auf uns? Reicht nicht schon die frei stehende Badewanne zum Preis eines Neuwagens? Zur Empörung über die Verschwendung kommt eine wachsende Peinlichkeit hinzu, mit der Stein um Stein gewendet und begutachtet wird. Aus dem berechtigten Anspruch auf Enthüllung ist klebriger Voyeurismus geworden; schuld daran haben aber weniger die Kritiker, Schuld tragen Bischof und Bistumsleitung, die - so der Anschein - über viele Fehlentwicklungen zeitig in Kenntnis waren und dies offenbar zu vertuschen suchten. Das geschah derart dilettantisch und so kurzsichtig, dass es eher einen pathologischen denn einen strategischen Eindruck macht. Und wer den Neubau samt finsterer Kapelle im Überblick betrachtet, wird den Eindruck einer willentlichen Abschottung nicht los mit einer alles in allem hermetischen, geradezu autistisch wirkenden Architektur. Jede weitere Handlung sollte nun eine Schutzfunktion haben, sollte dem Schutz des Ansehens der katholischen Kirche und des Bischofsamtes dienen sowie des Bischofs Tebartz-van Elst vielleicht vor sich selbst. Nicht jeder Fels ist stark genug, eine Kirche zu tragen. Doch sollte die Kirche jetzt barmherzig genug sein, nach stärkeren Felsen zu suchen, ohne die schwächeren weiter dem Spott preis zu geben.
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