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Rheinische Post: Gabriel und die Linke Kommentar Von Michael Bröcker

Düsseldorf (ots)

Erst Erfurt, dann Berlin? Dass die SPD im Bund den Genossen in Thüringen freie Hand lässt, ist eine Entscheidung von Sigmar Gabriel. Der SPD-Chef will Rot-Rot-Grün unbedingt in einem Flächenland ausprobieren. Vor der Bundestagswahl 2017. Nicht aus inhaltlichen Gründen, Gabriel ist kein Linker. Er weiß, dass der Wohlstand, mit dem dieses Land Milliarden-Transfers für Bedürftige finanziert, von engagierten Arbeitnehmern, Mittelständlern, Selbstständigen, Konzernen erwirtschaftet werden muss. Gabriel weiß, dass Europa ein Viertel der Weltwirtschaftsleistung erbringt, aber 50 Prozent der weltweiten Sozialausgaben. Gabriel hält die Außenpolitik der Linkspartei für gefährlich, ihre Sozialpolitik für naiv. Gabriel weiß, dass nur ein Mitte-Kurs seine SPD über 30 Prozent bringen kann. Gabriel ist viel mehr Karl Schiller als Karl Marx. Aber Sigmar Gabriel, der lange Belächelte und Unterschätzte, will der Welt beweisen, dass er Kanzler kann. Dafür braucht der Lehrer aus Goslar wahrscheinlich die Linkspartei. Wenn Rot-Rot-Grün die einzige Option für seine Kanzlerschaft ist, wird Sigmar Gabriel sie erreichen. Dazu wird ihn notfalls seine Partei drängen.

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