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Rheinische Post: Kommentar: Gesellschaft in Not

Düsseldorf (ots)

Zivilcourage ist das Thema der Woche. In Essen sind drei Bankkunden zu hohen Geldstrafen verurteilt worden, weil sie einem kollabierten Rentner im Automatenraum nicht geholfen haben. Ihre Gleichgültigkeit sei erschreckend gewesen, hat das Gericht gesagt, und damit hat es recht. Die Kaltblütigkeit, mit der ein junger Mann in Düsseldorf den vermeintlichen Schuldigen am Unfall seiner Freundin angegriffen und am Ende einen ins Krankenhaus geprügelt hat, der helfen wollte, sieht nur auf den ersten Blick wie eine Begründung dafür aus, das Helfen besser seinzulassen. Die Gleichgültigkeit in Essen und die Brutalität in Düsseldorf entspringen der Verrohung unserer Gesellschaft. Von einer bloßen Tendenz zur Gewalt, einer Neigung zur Aggression kann keine Rede mehr sein - wir sind längst im Zustand der Verrohung angekommen. Wer die Hasstiraden unter den Berichten zum Essener Prozess oder dem Düsseldorfer Unfall liest, findet sie auch in der Sprache. Empathie, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft - das scheint abhandengekommen. Unsere Gesellschaft ist in Not. Sie braucht Menschen, die helfen.

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