Rheinische Post: KOMMENTAR Das Problem sind nicht die Pflanzensamen
Düsseldorf (ots)
VON THOMAS REISENER
Die Diskussion um strengere Regeln für den Handel mit Pflanzensamen wie Rizin lenkt ab vom eigentlichen Problem. Verbrecher werden immer wieder neue Wege finden, um aus harmlosen Substanzen Mordwerkzeuge zu basteln. Dagegen kommt keine Aufsicht an. Mit einem Strick kann man auch jemanden umbringen. Soll deshalb der Handel mit Stricken reglementiert werden? Die Antwort auf die wachsende Terrorgefahr und den perversen Erfindergeist ihrer Protagonisten muss eine andere sein. Es kann nicht darum gehen, immer neuen Tatwerkzeugen nachzujagen. Wer Anschläge verhindern will, muss die Mordabsicht schon wittern, noch während die künftigen Täter sie abstimmen. Und ja: muss auch in die Gedankenwelt potenzieller Einzeltäter Einblick haben. Das alles ist für eine freiheitliche Gesellschaft eine Zumutung, weil die Überwachung immer auch Unschuldige treffen kann. Aber diese Zumutung ist das kleinere Übel. Deshalb braucht NRW ein neues Polizeigesetz, das mehr Überwachung und früheres polizeiliches Handeln ermöglicht. Wer die Terrorbekämpfung wirklich stärken will, muss diesen hohen Preis bezahlen.
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