Rheinische Post: Kommentar: Bei Homöopathie an Frankreich orientieren
Düsseldorf (ots)
Frankreich geht den richtigen Weg, wenn dort die Krankenkassen ab 2021 keine Kosten für homöopathische Arzneimittel mehr übernehmen werden. Ein solcher Schritt stünde auch dem deutschen Gesundheitssystem gut zu Gesicht. Es mag ja sein, dass homöopathische Präparate eine positive Wirkung auf Patienten haben. Dass diese aber über den reinen Placeboeffekt hinausgeht, konnte in der mehr als 200 Jahre alten Geschichte der Homöopathie wissenschaftlich nie nachgewiesen werden. Für die Herstellung sogenannter Globuli, kleiner Zuckerkügelchen, werden Pflanzentinkturen immer und immer wieder verdünnt, bis der Arzneigehalt nicht mehr nachweisbar ist. So werden selbst gefährliche Wirkstoffe, etwa von Giftpflanzen, einsetzbar für die Homöopathie. Gleichzeitig glauben Homöopathen daran, dass mit jeder Potenzierung, jeder Verdünnung, die Wirksamkeit der Arznei verstärkt wird. Ein in sich widersprüchlicher Glaube, der die Solidargemeinschaft der Krankenversicherten teuer zu stehen kommt. 2018 machten die Apotheken in Deutschland einen dreistelligen Millionenumsatz mit homöopathischen Mitteln. Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten für die homöopathische Beratung und Behandlung, Ärzte und Apotheken verdienen mit. In dieser Gemengelage ist es für Patienten sehr schwer, sich gegen die Verordnung solcher Mittel zu wehren. Und für gesetzlich Versicherte ist es unmöglich, sich nicht an den Kosten für Arzneimittel zu beteiligen, deren Wirksamkeit nach sonst gültigen Maßstäben nicht nachweisbar ist. Das ist ungerecht. Schließlich könnte das Geld weitaus sinnvoller für Untersuchungen oder Behandlungen verwendet werden, deren Wirksamkeit nachweisbar ist und die nicht zu den Regelleistungen der Kassen zählen. Auch die Naturheilkunde gehört dazu, die nicht in einen Topf mit Homöopathie geworfen werden darf.
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