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Rheinische Post: Kommentar: Brexit-Desaster mit Ansage

Düsseldorf (ots)

Die Brexit-Debatte wurde bislang überwiegend wirtschaftlich geführt. Wahrscheinlich, weil Ökonomen ihre Prognosen gerne in gut kommunizierbare Zahlen verpacken: Wie viele Jobs kostet der Brexit? Um wie viele Milliarden bricht das Volkseinkommen ein? Um wie viele Transportcontainer der Export? Volkswirte nehmen für sich in Anspruch, derartige Fragen relativ genau beantworten zu können und finden deshalb breites Gehör. Die Popularität von volkswirtschaftlichen Hochrechnungen mit pseudoexakten Ergebniszahlen verdrängt das Bewusstsein für die Vielschichtigkeit der Bexit-Folgen. Kaum diskutiert werden etwa die Konsequenzen für die Innere Sicherheit in Deutschland. Die Politik hat offenbar völlig versäumt, die deutsch-britische Polizeiarbeit auch für den Fall eines ungeregelten Brexit mit einem gesonderten Abkommen abzusichern. Drei Jahre nach dem Brexit-Referendum und wenige Monate vor einem möglichen ungeregelten Brexit ist das ein kaum nachvollziehbarer Sachstand. Wahrscheinlich gibt es viele weitere Brexit-Aspekte, die in der öffentlichen Debatte zu kurz kommen. Die Fernwirkung zum Beispiel, die der Austritt Großbritanniens auf das Bemühen um eine europäische Außenpolitik haben wird. Oder auf die EU-feindlichen Grundströmungen, die in fast allen Mitgliedsstaaten schon seit Jahren kontinuierlich zunehmen. Und erhöht das Großexperiment einer nationalen Entsolidarisierung auch die Akzeptanz für mehr Egoismus im Alltag? Wird der gespenstische Erfolg des britischen Spitzenpolitikers Nigel Farage, der die Brexit-Entscheidung seines Landes gezielt mit erfundenen Informationen herbeimanipuliert hat, Nachahmer finden? Die wirtschaftlichen Folgen des Brexit sind schlimm genug. Aber wir können dankbar sein, wenn es die schlimmsten Folgen des Brexit bleiben.

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