Rheinische Post: Kommentar: Autos sind die neue Braunkohle
Düsseldorf (ots)
Lange war die deutsche Autoindustrie verwöhnt: von Kunden im In- und Ausland, die es immer schneller und größer wollten; von der Politik, die die wichtigste Exportbranche schonte und in Brüssel immer wieder Vergünstigungen durchsetzte; und von Umweltaktivisten, die ihre Proteste gegen Energiekonzerne richtete. Doch im Jahr vier des Dieselskandals ist die Schonfrist vorbei. Das zeigt auch die Internationale Automobil-Ausstellung, die nun in Frankfurt beginnt. Schon vor der Eröffnung blies Greenpeace den Herstellern symbolisch alle Abgase der vergangenen Monate ins Gesicht. Zum Wochenende haben Aktivisten Proteste und Blockaden angekündigt. Das könnte Bilder wie im Hambacher Forst geben. Wie dort kann man den Aktivisten nur zurufen: keine Gewalt, keine illegalen Aktionen. Wer Gesetze verletzt, setzt sich ins Unrecht und schwächt seine Argumente. Und hier wie dort sollten Umweltschützer ihre plumpe Symbolpolitik lassen. Mit SUV- und Fahrverboten ist dem Klima nicht geholfen. In anderen Punkten haben die Umweltschützer recht: Beim Klimaschutz hat die Branche viel nachzuholen. Während die Versorger massiv Kohlendioxid sparen mussten, kamen die Autohersteller mit großzügigen CO2-Grenzwerten davon. Mit dem Dieselskandal aber hat die Branche ihre Unschuld verloren. Wer Kunden und Politik derart betrügt, muss hart angepackt werden. Freiwillige Maßnahmen nimmt man der Branche nicht mehr ab. Auch darf die Politik VW und Co. keine weiteren Subventionen für Elektromobilität hinterher werfen. Jetzt kann die Branche, die in Frankfurt so viele Elektroautos ins Schaufenster stellt, zeigen, wie innovativ sie wirklich ist. Die Aktivisten werden nicht locker lassen, bis die Verkehrswende da ist. Wie groß deren Macht ist, können die Autobauer beim Kohleausstieg studieren.
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