Rheinische Post: Kommentar: Truppenabzug als Wahlkampf-Strategie
Düsseldorf (ots)
Als Donald Trump auf Wahlkampfbühnen verkündete, er werde Amerikas scheinbar endlose Militärpräsenz in Konfliktgebieten beenden, war das ein Grund dafür, dass er im November 2016 die Wahl gewann. Die "Boys in Uniform" aus Krisengebieten heim zu holen, entsprach der Stimmung im Land, der Ernüchterung nach dem Fiasko des Kriegs im Irak. Wenn nicht alles täuscht, hält eine Mehrheit der Amerikaner den Ansatz noch immer für richtig. Und so selbstgefällig Trumps Tweets bisweilen anmuten, für Stimmungen hat er ein sicheres Gespür. Ergo soll das Versprechen, sich von den "forever wars" zu verabschieden, von Kriegen also, die laut Trump bis in alle Ewigkeit geführt werden, einen Stützpfeiler seiner Wiederwahl-Kampagne bilden. Nur handelt er dabei wie einer jener Dogmatiker, von denen ihn, den angeblich hochflexiblen Geschäftsmann, Welten angeblich trennen. Sein Dogma lautet Rückzug, egal, wie die Lage im Detail aussehen mag. Begleitet wird es von der Dauerklage, nach der die Alliierten auf Kosten Amerikas auf dem Trittbrett mitfahren. Oder dass sie sich, wie im Falle der syrischen Kurdenmilizen, ihre Feldzüge allzu teuer bezahlen lassen. Im Wahlkampfmodus wirft Trump eine Strategie über Bord, die sich im konkreten Fall durchaus bewährt hat. Ob ihn die Proteste republikanischer Senatoren doch noch zur Rolle rückwärts bewegen, muss sich zeigen. Mit minimalem Einsatz, und dem umso größeren Einsatz ihrer kurdischen Verbündeten, ist es den USA in Syrien gelungen, die Terroristen des "Islamischen Staats" in Schach zu halten. Mit ihrer zwar weitgehend symbolischen, aber politisch durchaus ins Gewicht fallenden Präsenz haben sie die Türkei davon abgehalten, im Nordosten des Landes einzumarschieren. Eine Kosten-Nutzen-Rechnung, wie sie Trump so gern aufstellt, würde eindeutig schwarze Zahlen ausweisen.
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