Rheinische Post: Kommentar: Pfleger brauchen eine bessere Lobby
Düsseldorf (ots)
Wenn die Mächtigen des Gesundheitswesens an runden Tischen über die Zukunft beraten, ist eine Berufsgruppe meist nicht vertreten: die Pfleger. Während sich Ärzte und Apotheker von mächtigen Kammern vertreten lassen, halten bestenfalls die Gewerkschaften die Interessen der Pflegeberufe hoch. Die haben aber nicht denselben rechtlichen Status, weniger Befugnisse und vielleicht auch nicht den fachlichen Hintergrund einer Kammer. Die unzureichende Standesvertretung hat viel dazu beigetragen, dass der Pflegeberuf immer unattraktiver geworden ist. Miese Bezahlung, fehlende Anerkennung, herausfordernde Arbeitszeiten und teilweise gesundheitsgefährdende Missstände im Alltag sind das Ergebnis einer schmalbrüstigen Pflegelobby und gleichzeitig Ursache für den dramatischen Fachkräftemangel in der Branche. Den müssen auch die Patienten ausbaden: Der Verband der Freien Wohlfahrtspflege rechnet vor, dass allein die ambulanten Pflegedienste in NRW mangels Personal 9000 Bedürftigen pro Monat absagen müssen. In dieser Woche wird der NRW-Landtag auf Initiative von NRW-Gesundheitsminister Laumann die gesetzliche Grundlage für die Gründung einer neuen Pflegekammer schaffen. Sie soll eine Berufsordnung entwickeln und perspektivisch auch die Ausbildung in den Pflegeberufen organisieren. Natürlich bedeuten solche Kammern stets zusätzliche Bürokratie und Kosten. Aber im Bereich der Pflege überwiegen die Vorteile. Die Pflege braucht eine Standesvertretung, die ihrer Verantwortung gerecht wird und Fehlentwicklungen wirksam entgegentreten kann. Die Zeiten, in denen die Pflegerinnen und Pfleger nur am gesundheitspolitischen Katzentisch Platz nehmen durften, sind mit der Gründung der Pflegekammer vorbei.
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