Kommentar
Die große Schlacht um die letzte Volkspartei = Von Eva Quadbeck
Düsseldorf (ots)
Bei der CDU droht sich die Frage, wer die Partei führen und wer nächster Kanzlerkandidat werden soll, auf eine Auseinandersetzung zwischen alter Parteiführung und Friedrich Merz zuzuspitzen. Die große Schlacht um die letzte Volkspartei hat begonnen. Merz will das Machtvakuum in der Union für sich nutzen und hat durchsickern lassen, erneut zur Kampfkandidatur bereit zu sein. Er will sich als von CDU-Mitgliedern und Anhängern getragene Führungsfigur an die Spitze der Partei setzen. Die Chancen dafür sind da, wenn es Merz gelingen sollte, sich als der über der Partei stehende Hoffnungsträger aufzubauen - nach einem ähnlichen Prinzip wie Sebastian Kurz in Österreich oder Emmanuel Macron in Frankreich. Die Ein-Mann-Show ist Merz' Stärke.
Die neue Taktik kann in einer Zeit verfangen, da die üblichen parteipolitischen Spielchen Union und SPD immer wieder in Sackgassen geführt, zuletzt Union und FDP in Thüringen sogar zum Tabubruch verführt haben. Die Sehnsucht nach einem Erlöser ist groß. Die Gefahr, dass Friedrich Merz die CDU nicht nur von der politischen Linie Merkels, sondern gleich auch von ihrer breiten Wählerschicht erlöst, ist ebenso groß. Die Chancen, dass er am rechten Rand in gleichem Umfang Wähler von der AfD zurückholt, sind gering.
Für die CDU wird es in den nächsten Wochen um mehr gehen als nur um die Frage, ob mit Armin Laschet eher ein Mann der Mitte oder mit Jens Spahn oder Merz eher ein rechter Flügelmann die Parteispitze besetzt. Für die CDU geht es auch um ihre Zukunft als Volkspartei und als Kanzlerpartei. Sollte sie sich über den Prozess für eine neue Parteiführung zerlegen, dann wird die nächste Bundesregierung von einem Kanzler oder einer Kanzlerin der Grünen angeführt. Ach, und im Jahr 2020 braucht ein Führungsteam auch Frauen, wenn es erfolgreich sein will.
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