Kommentar
Geschmacklos und ausgrenzend = Von Martin Kessler
Düsseldorf (ots)
Die Kunst der Provokation beherrscht die AfD. Anstand und Bürgersinn sind dagegen Fremdwörter für die Rechtspopulisten. Einen Beweis für Geschmacklosigkeit und Fremdenfeindlichkeit legte die Rechtsaußen-Partei allem Anschein nach mit ihrem Malbuch vor, das sie jetzt bei einer AfD-Veranstaltung in Krefeld auslegte, und in dem sie scheinbar satirisch von ihr vermutete Zustände in Schwimmbädern und auf Autobahnen hierzulande schildert. Fotos, die von den Zeichnungen kursieren, zeigen allerlei fremdenfeindliche Klischees mit Badegästen oder Autofahrern aus fernen Ländern, die sich bei uns angeblich permanent daneben benehmen.
Der Wahrheitsgehalt spielt kaum eine Rolle. Dafür ist die Intention um so klarer. So tief ist Deutschland gesunken, will uns der Zeichner klarmachen, wobei er kein Vorurteil über angeblich schießwütige, übergriffige oder rücksichtslose Einwanderer auszulassen scheint. Es muss eben so aussehen, als sei die "Massenmigration" die Ursache allen Übels.
Doch wer sich jetzt empört und das Verbot dieses zeichnerischen Unrats fordert, ist schon auf die Provokation der AfD hereingefallen. Denn die beklagt dann scheinheilig die Einschränkung der Kunstfreiheit und sieht finstere "Linksextremisten der Antifa" am Werke. Nein, umgekehrt wird ein Schuh daraus. Wer für sich die Kunst- und Meinungsfreiheit für einen solchen Unsinn einfordert, der darf sich nicht wundern, dass andere dies als geschmacklos und ausgrenzend kritisieren. Das gehört ebenfalls zur Meinungsfreiheit. Es gibt nun mal auch schlechte Satire, die obendrein den Hass in der Gesellschaft schürt. In einem freien Land müssen die Anständigen solche Dummheiten leider ertragen, dürfen und müssen sie aber auch als solche benennen. Wir sind so frei, egal ob das den selbsternannten Hütern der Meinungsfreiheit gefällt oder nicht.
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