Kommentar
Höchste Zeit für weniger Fleisch = Von Christian Albustin
Düsseldorf (ots)
Wem die Massentierhaltung bisher noch nicht Grund genug war, seinen Fleischkonsum zu zügeln, dem hilft jetzt vielleicht das Argument der auch nicht neuen, aber neu in den Fokus gerückten Massenmenschhaltung. Ob Spargelbauer oder Schweineschlachter - billige Arbeitskräfte aus Osteuropa haben das Nachsehen. Denn dass die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter bei Tönnies, und damit einem der größten Betriebe Deutschlands, menschenunwürdig sind, darf nicht verwundern. Ein Blick auf die Entwicklung der Betriebe gibt erste Hinweise. Ähnlich wie in der Mast hat auch dort eine Konzentration stattgefunden. Obwohl die Menge an Schweinefleisch in den vergangenen zehn Jahren kaum gestiegen ist, gibt es immer mehr Betriebe mit über 1000 Mitarbeitern. In diesen Mega-Schlachthöfen werden täglich Zehntausende Tiere verarbeitet. Allein in der Woche vom 8. bis 14. Juni wurden in NRW 280.000 geschlachtete Schweine amtlich erfasst - zu einem durchschnittlichen Kilopreis von beschämenden 1,70 Euro.
Doch nicht nur Gruppenunterkünfte sind bei einer Pandemie problematisch, auch die Arbeit widerspricht allem, was die Psychologie seit Erfindung des Fließbands herausgefunden hat. So dürfen etwa die Mitarbeiter, die am Anfang des Prozesses stehen, unentwegt den gerade - hoffentlich vollständig - betäubten Tieren im beinahe Sekundentakt die Halsschlagader durchtrennen. Anschließender Blutschwall inklusive. Wer an dieser Stelle noch immer nicht auf billiges Fleisch verzichten will und den eigenen Genuss über das Wohlergehen jener Mitarbeiter stellt, dem sei vorgerechnet, dass ein solches Schwein, wenn es im Schlachthof ankommt, bis dahin täglich maximal 94 Cent kostete. 94 Cent für Strom, Wasser, Unterkunft, Transport und Futter. Guten Appetit.
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