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Kommentar: Beziehung unter Spannung

Düsseldorf (ots)

Das deutsch-türkische Verhältnis wird eine Beziehung in einem ewigen Spannungsfeld bleiben. Partner in der Nato, Partner zwischen Europa und dem konfliktbeladenen Nahen und Mittleren Osten, aber eben nicht Partner in der Wertegemeinschaft der EU, deren Werte die Türkei des Recep Tayyip Erdogan teilweise mit Füßen tritt. Die Türkei bleibt bis auf weiteres ein Risikogebiet für Corona - und auf nicht absehbare Zeit ein Risikogebiet für Demokratie und Menschenrechte. An der vorläufig weiter geltenden Reisewarnung hat auch der jüngste Besuch des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu bei seinem Amtskollegen Heiko Maas in Berlin nichts ändern können. Es geht um den Schutz deutscher Urlauber vor Corona, mitunter auch vor einer unfreiwilligen Reise durch das türkische Gesundheitssystem. Berichte über Zwangseinweisungen deutscher Urlauber in türkische Krankenhäuser, die Cavusoglu dementiert, ebenso die angebliche Behandlung mit in Deutschland nicht zugelassenen Medikamenten haben die Zuversicht auf unbeschwerte Tage an türkischen Stränden nicht gefördert. Millionen deutsche Urlauber bringen jedes Jahr Milliarden Euro in die Türkei. Wenn die Touristen und Devisen aus Deutschland fehlen, trifft dies die türkische Wirtschaft hart. Beide Volkswirtschaften sind eng miteinander verflochten. Deutschland und die Türkei müssen ihren oft steinigen Weg immer wieder miteinander finden - und dann auch gehen. Zwei, die sich brauchen, aber nicht immer mögen. So wird es auch im Fall der Reisewarnung wieder sein. Man kann mit Hotelbetten und Urlaubsflügen gute Geschäfte machen, wenn die Corona-Lage es erlaubt. Auf Kosten von Menschen- und Freiheitsrechten darf man keine Geschäfte machen. Deutschland und die Türkei bleiben zwei Partner in strategischer Abhängigkeit.

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