Fans im Stadion - zurück zur Sachlichkeit Kommentar Von Stefan Klüttermann
Düsseldorf (ots)
Es gibt kaum einen Virologen in Deutschland, der in den vergangenen Wochen nicht mit dieser Frage konfrontiert wurde: "Nun sag, wie hältst du es mit der Rückkehr von Zuschauern in die Stadien?" Die Antworten der Mediziner fielen höchst unterschiedlich aus, mal optimistisch, was den Start der Fußball-Bundesliga im September mit Fans angeht, mal skeptisch-reserviert. Doch es sind längst nicht mehr nur Virologen, die sich am großen Orakel beteiligen. Es sind Politiker, Sportfunktionäre, Fanvertreter, Wirtschaftsgrößen. Und mit jeder neuen Einschätzung droht dieses Prestige-Thema zerredet zu werden. Was im besten Fall als perfekte Werbebotschaft für den Standort Deutschland und seinen Umgang mit der Pandemie taugen könnte, zerfasert dieser Tage zwischen parteipolitischen Interessen, persönlichem Kalkül und schlichtem Geltungsdrang. Es ist am Ende egal, ob es nun darum geht, ob am 4. September in der Düsseldorfer Arena ein Konzert vor 13.000 Zuschauern stattfinden sollte oder ob beim Fußball ab 18. September statt Pappkameraden wieder echte Menschen auf den Rängen sitzen dürfen. Wichtig ist, dass die Diskussion wieder zurückkehrt zum sachlichen Kern der Debatte, also zur objektiven Bewertung, ob die geltende Corona-Schutzverordnung eine Erlaubnis rechtfertigt und Großereignisse vor Tausenden Besuchern angesichts der Entwicklung der Pandemie im Land vertretbar sind. Diese Frage sollte einzig und allein relevant sein. Und nicht, ob man nun mit einer Erlaubnis oder einem Verbot von Zuschauern mehr Wählerstimmen einsammelt oder was von beidem einem mehr TV-Auftritte verspricht. Deutschland hat sich 2020 den Ruf erarbeitet, dem Virus mit Tatkraft und Vernunft entgegenzutreten. Wenn Covid-19 nun vor allem zum Wahlkampf-Thema wird, kann dieser Ruf schnell Vergangenheit sein.
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