Homeoffice ist kein Patentrezept Kommentar Von Antje Höning
Düsseldorf (ots)
Die Corona-Krise revolutioniert die Arbeitswelt. Wachstum und Globalisierung werden nach der Pandemie zurückkehren, doch die Fünf-Tage-Woche mit Präsenzpflicht nicht. Im Lockdown haben Beschäftigte und Betriebe gezeigt, wie gut Arbeit im Homeoffice funktionieren kann. Sie erleichtert Pendlern das Leben und senkt die Immobilienkosten der Betriebe. Hubertus Heil hat recht: Das Virus lehrt uns, wie viel mobiles Arbeiten möglich ist. Doch der Minister zieht daraus die falschen Schlüsse, wenn er einen Rechtsanspruch auf 24 Tage Homeoffice im Jahr festschreibt. Die Lage in den Firmen ist viel zu unterschiedlich, als dass der Staat ein pauschales Recht einführen sollte. Ein Auto kann man ebensowenig vom Küchentisch aus bauen wie Haare schneiden. Und was ist mit dem Staatsdienst? Sollen auch Lehrer von daheim unterrichten dürfen? Zwar gesteht Heil den Arbeitgebern zu, dass sie Homeoffice-Wünsche aus zwingenden Gründen ablehnen können. Doch die Grauzone ist groß, es bahnen sich viele Rechtsstreitigkeiten an. Gerade in der Rezession sollte der Staat die Unternehmen nicht mit neuen Vorschriften gängeln. Grundrente, Mietbremse, Mindestlohn - die CDU hat sich von der SPD schon zu viele Kröten aufzwingen lassen. Die Organisation der Arbeit ist Sache der Tarifpartner, nicht des Staates. Zumal Homeoffice, anders als viele denken, kein Allheilmittel ist. Videokonferenzen töten Kreativität, Einzelkämpfer schaffen keine Innovationen, Heimarbeit ist kein Ideal für Familien. Wer schon mal acht Stunden parallel Kinder betreut und voll gearbeitet hat, weiß davon ein Lied zu singen. Mit seinem Vorstoß sollte Heil nicht davon ablenken, dass die Politik an anderer Stelle ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat: Mit mehr, flexibleren, besseren Betreuungsangeboten für Kita- und Schulkinder wäre Eltern mehr geholfen.
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