Homeschooling
ist weiblich
Kommentar Von Antje Höning
Düsseldorf (ots)
Man kann über den Sinn von Gedenktagen trefflich streiten. Ist nicht auch der 8. März, der Internationale Frauentag, eine "symbolische Schmeichelei", wie Alice Schwarzer sagt? Oder ein Tag für frauenbewegtes Polittheater in einer längst gleichberechtigten Welt? Klar ist: In Deutschland haben Frauen in den vergangenen 100 Jahren fast alles erreicht. Am Anfang stand der Kampf gegen Ausbeutung in den Textilfabriken, der Kampf um das Wahlrecht und Gleichberechtigung. Später kam der Kampf um Selbstbestimmung und wirtschaftliche Chancengleichheit dazu. Auf dem Papier ist die Gleichberechtigung in allen Bereichen hergestellt.
Aber manches läuft auch in Deutschland noch immer nicht gut, wie die Corona-Krise zeigt. Die Monate lange Organisation von Home-Kita und Homeschooling bleibt in vielen Haushalten an den Frauen hängen. Manche partnerschaftliche Familie fällt in überwunden geglaubte Rollenmuster zurück. Der alte Spruch "Doppelbelastung ist der Preis für weibliche Berufstätigkeit" erfährt neue Aktualität. Ganz zu schweigen von den Schieflagen im Pflege- und Gesundheitssystem: Frauen stellen die Mehrheit der oft schlecht bezahlten Mitarbeiter, die nun die Hauptlast der Pandemie tragen. Doch Chef sind selbst in diesen weiblich dominierten Branchen mehrheitlich Männer.
Quoten sind schlechte Krücken, aber manchmal müssen Krücken sein. Die Wirtschaft hat ihre Chance gehabt, Frauen von sich aus in Führungspositionen zu bringen - und hat die Chance vertan. Nun bekommt sie die Frauenquote, damit sie lernt, dass Diversität besser für das ganze Unternehmen ist. Die beste Frauenförderung, die Politik leisten kann, ist es, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter zu verbessern. Den Kampf aber gegen die Rollenmuster haben wir selbst in der Hand - Männer und Frauen.
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