Rheinische Post: Karenz-Tage
Düsseldorf (ots)
Von Stefan Reker
Die Forderung des DIHK-Präsidenten Braun, im Krankheitsfall den Lohn für zwei Karenztage zu streichen, hat keinerlei Aussicht auf Verwirklichung. Auch nicht durch eine unionsgeführte und vermeintlich arbeitgeber-freundlichere Regierung. Angesichts eines historisch niedrigen Krankenstands ist die Idee politisch kaum vermittelbar. Der Vorstoß wird in der Union nur bitteres Gelächter auslösen. Denn die Regierung Kohl hatte 1996 auf die Arbeitgeber gehört und ein Gesetz für Karenztage eingeführt. Doch die Reform-Forderer aus der Wirtschaft erwiesen sich als Maulhelden. Sie ließen sich die gegen heftigen Widerstand erkämpfte Reform bei den nächsten Tarifrunden prompt wieder abhandeln, während die Union nicht zuletzt wegen dieses Themas die Wahl verlor. Führende Unionspolitiker haben die Lektion nicht vergessen, dass auf den Mumm der Wirtschaftsbosse kein Verlass ist. Brauns Vorstoß dient derzeit nur den Gewerkschaften und der SPD als willkommener Anlass für klassenkämpferische Töne. Manche Wirtschaftskapitäne sollten sich selbst Karenztage für Forderungen nach immer radikaleren Einschnitten verordnen, denn damit gefährden sie nur die Akzeptanz der ohnehin bevorstehenden Reformen.
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