Rheinische Post: Gespaltenes Polen
Düsseldorf (ots)
Von Doris Heimann
Nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen stehen sich bei der Stichwahl am 23. Oktober zwei Kandidaten gegenüber, die ihre politischen Wurzeln in der "Solidarnosc"-Bewegung haben: Donald Tusk und Lech Kaczynski. Die beiden Politiker sind ein gutes Beispiel dafür, wie weit sich die ehemaligen Akteure des antikommunistischen Widerstands ideologisch voneinander entfernt haben. Donald Tusk möchte das Land mit neoliberalen Ideen auf Vordermann bringen: Die Marktkräfte sollen freies Spiel erhalten und die Steuern runter. Lech Kaczynski dagegen schwebt ein straff geführter Fürsorgestaat vor. Bereits privatisierte Betriebe will er zurück in die staatliche Hand bringen, kinderreiche Familien durch großzügige Sozialhilfe unterstützen. Für Tusk stimmten diejenigen, für die sich der Wandel ausgezahlt hat. Die Jungen, die gut Qualifizierten, die Menschen in den Grenzregionen zu Deutschland. Für Kaczynski stimmten vor allem diejenigen Polen, die sich von der bisherigen Entwicklung übergangen fühlen. Tusk will seine ersten Dienstreisen als Präsident nach Frankreich und nach Deutschland machen. Kaczynski dagegen will seine Antrittsvisite in Washington absolvieren. Und das sagt eigentlich schon alles.
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