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Rheinische Post: Erste Machtprobe für Merkel

Düsseldorf (ots)

Von Sven Gösmann
Wie viel Unterstützung bekommt diese Kanzlerin? 70, 80 oder 99,4 
Prozent? Angela Merkel wird es wissen, wenn die 448 
Bundestagsabgeordneten ihrer großen Koalition morgen in geheimer Wahl
ihr Kreuzchen gemacht haben. Die Abstimmung, eigentlich eine 
Formsache, ist die erste Machtprobe für die erste Frau im Kanzleramt.
Für viele Sozialdemokraten ist die Verlockung groß, Merkel zu Beginn 
ihrer Amtszeit einen Dämpfer zu versetzen. Eine Kanzlerin, die eine 
stattliche Zahl von Abweichlern gegen sich weiß, wird nicht 
selbstbewusst, sondern geschwächt auf Reformkurs gehen. Und manch 
Linker liebäugelt mit der Chance, deutlich zu machen, dass er das 
Bündnis mit der Union allenfalls duldet, aber nicht wünscht. Es gibt 
in der SPD mehr als einen, der wie Berlins Regierender Bürgermeister 
Klaus Wowereit lieber eine Volksbeglückungs-Gemeinschaft mit PDS und 
Grünen gebildet hätte, als mit der CDU/CSU zu paktieren.
Die Appelle des neuen SPD-Chefs Matthias Platzeck an die eigenen 
Genossen künden davon, dass er die Gefahr ahnt. Wer von den 
Koalitionären nicht für Merkel stimmt, der spricht sich nicht nur 
gegen die Chefin aus. Jede Nein-Stimme stellt die große Koalition und
ihre ohnehin nicht weitgreifenden Pläne zur Erneuerung des Landes in 
Frage. Deshalb darf es nicht mehr als ein, zwei Hand voll aus Reihen 
der Koalition geben. Sonst steuert das Bündnis schnurstracks in die 
erste handfeste Krise.

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