Rheinische Post: Geblendete Forscher
Düsseldorf (ots)
Von Rainer Kurlemann Von diesem Schlag wird sich die Stammzellforschung so schnell nicht erholen. Einer der am meisten gefeierten Wissenschaftler ihrer Zunft ist ein Scharlatan. Schlimmer noch: Hwang Woo Suk hat auf vielen Kongressen seine Arbeit vorgestellt und Kooperationen mit Spezialisten aus den USA und Europa begonnen. Keiner der fachkundigen Kollegen will bemerkt haben, dass der Klon-Pionier nur gepfuscht hat. Dass er die Technik des Klonens von menschlichen Embryonen so wenig beherrscht wie alle anderen. Die Forschergemeinde hat in ihrer Kontrollfunktion versagt - geblendet von der eigenen Begeisterung über schnelle Erfolge in einem aufstrebenden Bereich, der mit Millionen überschüttet wurde. Was bleibt? Die nüchterne Erkenntnis, dass das Klonen von Menschen doch schwieriger ist als erwartet. Und die schöne Idee, mittels embryonaler Stammzellen abgestorbenes Gewebe wieder ersetzen zu können. Sie hat nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Es werden viele ehrliche Forscher an ihrer Umsetzung weiterarbeiten: langsamer als Hwang, dafür sorgfältig und erfolgreich. Hwangs Lügen zwingen zu mehr Geduld. Sie machen den bisher genannten Plan zunichte, binnen zehn Jahren die ersten Therapien zu haben. Sie liefern aber keinen Grund, Stammzellforschung zu verteufeln.
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