Rheinische Post: Milosevics Erbe
Düsseldorf (ots)
Von Helmut Michelis
ür das UN-Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag ist der Tod von Slobodan Milosevic ein schwerer Schlag, verfolgt es doch ein hohes Ideal: Es will das Signal setzen, dass nicht nur die Mitläufer, sondern auch die Mächtigen zu Verantwortung gezogen werden können. Die Verhandlung gegen Milosevic war das wichtigste Verfahren seit den Nürnberger Prozessen. Umso größer ist die Schlappe für die Richter. Zwei Hauptfehler sind ihnen unterlaufen: Sie versuchten, den Prozess zugleich zur detaillierten historischen Aufarbeitung zu nutzen und überfrachteten ihn damit. Außerdem erlaubten sie dem Juristen Milosevic, sich selbst zu verteidigen, was dieser geschickt zur Verschleppung des Falles nutzte. Beschleunigungsversuche kamen zu spät der Ex-Präsident ist als Nicht-Verurteilter gestorben. Nun stehen alle vor einem schweren Erbe des Despoten. Zu den Verlierern zählt auch Serbien, für das ein Urteil den Weg in eine funktionierende Demokratie geebnet hätte. War die Arbeit des Gerichts also vergeblich? Diese Kritik wäre zu hart. Das Tribunal muss aus den Fehlern lernen. Zu tun hat es leider noch genug: Die letzten großen Gespenster der Balkan-Kriege, Serbenführer Karadzic und sein General Mladic, sind immer noch auf freiem Fuß.
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