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Rheinische Post: Heiliger Zorn des Kanzlers a.D.

Düsseldorf (ots)

Von Reinhold Michels
Einer wie Gerhard Schröder hatte stets Probleme mit der 
bürgerlichen Meinung, dass man bestimmte Dinge nicht tun sollte, auch
wenn es kein entsprechendes gesetzliches Verbot gibt. Ja, in der 
Rückschau auf seinen Respekt gebietenden Lebensweg wird man immer 
wieder feststellen, dass Schröder, der willensstarke Aufsteiger aus 
bedrückenden Verhältnissen, den Weg meist gegen den Komment in Partei
und Gesellschaft betrieben hat.
Abgesehen davon, dass ein Staatsmann nicht Memoiren auf den Markt 
werfen sollte, wenn ihm die kurze Zeit seit seiner Demission den 
nüchtern-distanzierten Blick trübt und heiliger Zorn nebst 
Abschiedsschmerz die Feder führt, gilt auch diese ungeschriebene 
Regel: kein allzu frühzeitiges, scharfes Urteil über den/die 
Nachfolger(in), schon gar nicht, wenn es derart innen- und 
parteipolitisch motiviert zu sein scheint wie im Falle Schröder 
contra Merkel.
Dass die politische Linke ihm das Überleben im Amt unmöglich gemacht 
habe, ist eine Schröder'sche Wahrheit. Sie auszusprechen wirkt wie 
Salzstreuen in eine SPD-DGB-Wunde. Der 62-jährige Altkanzler macht 
nun mit der Worttrommel auf sich und sein Buch aufmerksam. Dem 
Privatmann Schröder alles Gute; aber die Jahre mit ihm als Kanzler 
von Rot-Grün waren keine guten. Schröder hätte besser, stetiger 
regieren sollen.

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