Rheinische Post: Die Rolle Rüttgers'
Düsseldorf (ots)
Von Sven Gösmann
Jürgen Rüttgers fährt samstags und sonntags selbst von seinem Häuschen in Pulheim zu einer nahegelegenen Tankstelle und holt sich die Zeitungen vom Tage. Es ist ihm wichtig, persönlich zu analysieren, wo und wie regionale oder überregionale Blätter politische Themen platzieren und präsentieren. Inzwischen braucht er nach seinem Namen nicht lange zu suchen Rüttgers steht immer auf Seite 1. Eine kleine Schlagzeilen-Auswahl vom Wochenende: "Linksruck", "Rot lackierter Christdemokrat", "Ordnungspolitisches Zick-Zack". Viel Feind (gern aus der eigenen Partei) auch viel Ehr'? Rüttgers dürfte es so sehen. Lange wurde ihm politische Standortlosigkeit vorgehalten. Das ist vorbei. Sein Vorschlag, das Arbeitslosengeld I nach dem Prinzip "Wer lange eingezahlt hat, bekommt mehr raus" umzubauen, mag teuer und ordnungspolitisch diskutabel sein. Doch er ist nicht populistisch, sondern in der Bevölkerung populär. Rüttgers bestätigt mit seinen Forderungen nach einem ausgewogeneren Verhältnis zwischen sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Vernunft das Unbehagen vieler Bürger mit der aktuellen Politik. So wird es die CDU ihm zu verdanken haben, wenn sie in einer Woche auf dem Dresdner Parteitag das kalte Image des Leipziger Konvents 2003 abstreifen kann. Das ist kein Vorwurf, sondern ein Verdienst.
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