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Rheinische Post: Erdogan nutzt den Papst-Besuch

Düsseldorf (ots)

Von Godehard Uhlemann
Die Wendigkeit türkischer Politiker ist bemerkenswert. Vor Wochen 
noch war Papst Benedikt XVI. ein willkommener Buhmann, mit dem man 
wegen dessen Regensburger Islam-Rede im aufbrechenden Wahlkampf 
innenpolitisch punkten konnte. Auch wenn man sie gar nicht gelesen 
hatte, so taugte ihre Fehlinterpretation doch als Kraftnahrung für 
Ressentiments. Heute wird der Heilige Vater von dem Spitzenpolitiker,
der ihn erst gar nicht begrüßen wollte, als Kronzeugen für den 
EU-Beitritt der Türkei angeführt. Der türkische Ministerpräsident 
Erdogan funktionierte den Pastoralbesuch zur päpstlichen 
Schützenhilfe für türkische EU-Ambitionen um.
Die Papst-Reise bietet eine große Chance. Ein echter Dialog mit dem 
Islam liegt im beiderseitigen Interesse. Es wäre schön, wenn die 
Rechte der Moslems in Europa deckungsgleich mit den Rechten von 
Christen auch in der Türkei wären. Türkische Moslems sind in den 
letzten Jahren nicht Richtung Europa gezogen, weil sie dort 
unterdrückt und diskriminiert werden. Das Gegenteil ist richtig. Die 
christlich-jüdischen Wurzeln des Abendlandes schließen nicht aus, 
dass ein islamisches Land EU-Mitglied wird. Doch dann muss es sich zu
Werten einer liberalen Gemeinschaft bekennen, die die 
Eigenverantwortlichkeit vor Gott und der Welt will. Die Türkei ist 
innenpolitisch noch längst nicht EU-reif.

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