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Rheinische Post: Kein Märtyrer

Düsseldorf (ots)

Von Godehard Uhlemann
Der Wunsch von Saddam Hussein, als Märtyrer in die Geschichte 
Iraks einzugehen, wird seine Sprengkraft für den Staat noch 
entwickeln. Insofern ist der Wunsch für den Aufbau eines Gemeinwesens
gefährlich, das sich zaghaft Richtung mehr Demokratie entwickelt. 
Saddams Wortwahl ist kalkuliert. Sie soll die Gefolgsleute einen, sie
kampfbereit gegen einen Staat machen, der Märtyrer schafft. Das 
wiederum würde ihn zum Unrechtsstaat stempeln, in dem Willkür 
herrscht. Saddam Hussein ist aber kein Märtyrer. Er war eine Figur 
mit absolutistischer Machtfülle, die er auslebte. Er brach Kriege vom
Zaun, er ließ töten und er tötete. Er sah sich als Verkörperung des 
Gesetzes. Wer dafür zur Rechenschaft gezogen und abgeurteilt wird, 
ist kein Märtyrer. Doch die Bestätigung des Todesurteils und die 
erwartete Hinrichtung lassen insofern Zweifel aufkommen, als die Ära 
Saddam Hussein juristisch längst nicht aufgearbeitet wurde. Und sie 
ist damit auch noch nicht hinreichend ausgeleuchtet. Genau das wäre 
für einen Neuanfang nötig. Das Verfahren hat international aus 
juristischen Gründen Kritik erfahren. War es wirklich fair? Der 
Eindruck darf nicht entstehen, dass eine Siegerjustiz vorschnell 
geurteilt hat, um eine Symbolfigur loszuwerden.

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