Rheinische Post: Professoren unter Verdacht Leitartikel von REINHOLD MICHELS
Düsseldorf (ots)
Anschaulicher und treffender, als dies die Präsidentin des Oberlandesgerichts Düsseldorf, Anne-José Paulsen, formuliert, lassen sich so genannte "Weiße-Kragen-Täter" nicht beschreiben: Sie wirkten gegenüber ordinären Gewalttätern oft äußerlich nett, sie richteten aber häufig einen entsetzlichen Schaden für die Allgemeinheit an. Betrachtet man den jüngsten dringenden Verdacht der Staatsanwaltschaft (mehr ist es noch nicht, aber schon kein Pappenstiel mehr) gegen einzelne Professoren, die für ihre Nebenerwerbs-Firmen Fördergeld ergaunert haben sollen, kommt einem zweierlei in den Sinn: das in Wahrheit schmuddelige Bild, das "Weiße-Kragen-Täter" bieten; und die Einsicht, dass auch bei manchen Angehörigen des bislang weithin angesehenen Berufsstandes "Hochschulprofessor" frei nach Brecht das Fressen vor der Moral rangiert. Wenn sich die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft so verdichten, dass Anklage erhoben werden muss, stehen Menschen vor Gericht, die (wenn überhaupt) wenig Energie auf Wissenschaft und Lehre, dafür viel betrügerische Kraft auf kriminelle Bereicherung, hier: das Erschleichen von öffentlichem Fördergeld verwendet haben. Ob der finanzielle Schaden "entsetzlich" ist, bleibt abzuwarten. Was entsetzlich ist, ist der mögliche Rufschaden für die ehrwürdige Institution Hochschule.
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