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Rheinische Post: Türkische Klage

Düsseldorf (ots)

Von Reinhold Michels
Das Verhältnis zwischen Deutschen und Italienern wird gerne so 
beschrieben: Die Italiener respektierten uns, aber sie liebten uns 
nicht, während die Deutschen umgekehrt empfänden. Dies auf die 
deutsch-türkischen Beziehungen übertragen, liest sich die Kritik des 
zur Hannover Messe angereisten Ankara-Premiers Erdogan an der 
deutschen Kanzlerin und gegenwärtigen EU-Ratspräsidentin Merkel wie 
die Klage: Ihr Deutschen respektiert zwar unsere wachsende 
Wirtschaftsmacht, aber als Familienmitglied in Europa wollt ihr uns 
nicht, schon gar nicht als Freunde.
Erdogan ist nicht so beleidigt, wie es den Anschein hat. Der Premier 
ist ein politischer Fuchs, frei von der Träumerei, es zähle im 
Verkehr der Staaten untereinander die private Kategorie Freundschaft 
mehr als kühles Interesse. Man mag ja im Laufe beziehungsweise am 
Ende der Aufnahme-Verhandlungen zu der Auffassung kommen, dass es im 
strategischen Interesse der EU liegt, das eurasische Brückenland ins 
Brüsseler Boot zu lassen; ihm jetzt aber mit freundschaftlichen 
Gesten Hoffnungen zu machen, nähme den Druck von der Türkei, sich 
nicht nur ökonomisch fit, sondern endlich auch rechts- und 
kulturpolitisch Europa-kompatibel zu machen.

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