Rheinische Post: Kluger Bayrou
Düsseldorf (ots)
Von Matthias Beermann
Sie haben ihn "Königsmacher" getauft, weil die 6,7 Millionen Bürger, die in der ersten Runde der französischen Präsidentenwahl für ihn gestimmt haben, wohl darüber entscheiden werden, wer am Ende als neuer Staatspräsident in den Elysée-Palast einzieht. Aber François Bayrou hat weder für die Konservativen noch für die Sozialisten eine Wahlempfehlung gegeben. Ein kluger Schachzug: Bayrou hat keine Partei ergriffen, weil er eine neue Partei gründen will. Eine Formation der politischen Mitte, die ihm helfen soll, seinen Achtungserfolg schon im Juni bei den Parlamentswahlen in möglichst viele Mandate umzumünzen. Denn Bayrou, der seit Tagen von beiden politischen Lagern heiß umworben wird, will mehr sein als nur eine politische Eintagsfliege. Er sieht eine Möglichkeit, erstmals in der Geschichte der Fünften Republik ein lebensfähiges politisches Lager zwischen der Linken und der Rechten zu etablieren. Gelingt es ihm, diese "neue Mitte" tatsächlich zu organisieren, dann war Bayrou nicht zum letzten Mal der umschmeichelte Königsmacher. Besser noch: Dann hat er sogar gute Aussichten, bald selbst gekrönt zu werden. 2012 wird wieder ein neuer französischer Präsident gewählt und Bayrou hat gestern den ersten Stein für seine Kandidatur gelegt.
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