Halbjahresbericht 2003: Deutsche Bahn mit Umsatzsteigerung und deutlicher Ergebnisverbesserung
Konzern behauptet sich trotz schwieriger Umfeldbedingungen im Kerngeschäft
Berlin (ots)
Ergebnis besser als im Vorjahreszeitraum und voll auf Kurs
Mehdorn: Gute Chancen, um von anziehender Konjunktur zu profitieren
Der Geschäftsverlauf des DB-Konzerns war im 1. Halbjahr 2003 insgesamt zufrieden stellend. "Wir haben beim Umsatz erneut zugelegt und unser Ergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich verbessert, was derzeit nur wenige Unternehmen von sich behaupten können", erklärte Bahnchef Hartmut Mehdorn, "damit liegen wir trotz der nach wie vor schwachen Konjunktur insgesamt auf Kurs."
Sowohl im Personen- wie im Güterverkehr war der Konzern mit ungünstigen Rahmenbedingungen konfrontiert. Beide Märkte litten unter der unverändert schwachen Wirtschaftslage. Im Personenverkehr machte sich zudem - wie bei anderen Verkehrsträgern auch - die unbefriedigende Lage am Arbeits-markt bemerkbar. Im Fernverkehr nahm der Wettbewerb durch die massive Angebotsausweitung der Billigairlines, das aggressive Preismarketing dieser Gesellschaften sowie die preisliche Reaktion der etablierten Fluglinien darauf deutlich zu. Allerdings konnte die erfreuliche Entwicklung des Bereichs DB Regio die Schwäche im Fernverkehr weitgehend ausgleichen. Im Bereich bis 200 Kilometer hatte die Bahn gezielt Verkehr vom Fern- in den Nahverkehr verlagert. Zwischen 200 und 500 Kilometer hat die Bahn gegenüber Vorjahr sogar leicht zugelegt. Über 500 Kilometer kam es dagegen zu Rückgängen - vor allem auch auf Strecken in direkter Konkurrenz zu Billigfliegern, die im Gegensatz zur Bahn keine Mineralöl- und Ökosteuer zahlen.
Mit einem Rückgang der Verkehrsleistung im Personenverkehr auf der Schiene um 1,2 Prozent auf 33.880 Millionen Personenkilometer (1. Halbjahr 2002: 34.293 Millionen Pkm) hat die Bahn - angesichts des stärkeren Rück-gangs des Gesamtmarkts von etwa zwei bis drei Prozent - insgesamt sogar Marktanteile hinzu gewonnen. Die annähernd auf Vorjahresniveau liegende Verkehrsleistung im Schienengüterverkehr - mit einem marginalen Rück-gang von 0,8 Prozent auf 38.920 Millionen Tonnenkilometer (1. Halbjahr 2002: 39.218 Millionen tkm) - ist angesichts der anhaltenden konjunkturellen Schwäche in den schienenaffinen Branchen ein gutes Ergebnis.
Der Konzernumsatz stieg vor allem durch die Einbeziehung des 2002 erworbenen Logistikunternehmens Stinnes (Anteil: 6.091 Millionen Euro) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich um 81,9 Prozent auf 13.995 Millionen Euro an (1.Halbjahr 2002: 7.694 Millionen Euro). Doch die Geschäftsentwicklung war sowohl mit als auch ohne den Logistikbereich positiv: Der Umsatz ohne Stinnes stieg auf 7.904 Millionen Euro, bereinigt um rein konsolidierungsbedingte Effekte wurde ein Umsatzanstieg um 2,3 Prozent erzielt. Das Wachstum ist hierbei in erster Linie auf die positive Entwicklung beim Schienengüterverkehr, der demnächst unter der europäischen Marke Railion geführt wird, sowie in den Unternehmens-bereichen Fahrweg und Dienstleistungen zurückzuführen. Die höchsten Wachstumsraten erzielten die Unternehmensbereiche Fahrweg und Dienstleistungen.
Angesichts des schwachen konjunkturellen Umfelds und der damit begrenzten Wachstumsmöglichkeiten im laufenden Jahr hat die Bahn ihre Bemühungen um Effizienzsteigerungen im operativen Geschäft und Kostensenkungen zur Verbesserung der Ergebnissituation mit Erfolg weiter intensiviert. Auch im laufenden Geschäftsjahr entsprechen die Fortschritte im Sanierungsprogramm "Fokus" den Erwartungen.
Mit der Strategie "Offensive Bahn" ist ein intensives, beschleunigtes Modernisierungs- und Investitionsprogramm verbunden, das mit temporär bewusst in Kauf genommenen negativen Jahresergebnissen in den Jahren 2001 bis 2003 einhergeht. Auf dem Weg zu wieder positiven Betrieblichen Ergebnissen nach Zinsen im Geschäftsjahr 2004 strebt der DB-Konzern dabei bereits für das laufende Geschäftsjahr eine deutliche Verbesserung der Ergebnisrelationen an. Mit der Ergebnisentwicklung des ersten Halb-jahres liegt der DB-Konzern hierbei deutlich über Vorjahr und trotz des schwachen Umfelds insgesamt auf Kurs. So war das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit mit einem Minus von 148 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2003 aufgrund der Umsatzsteigerung sowie der erfolg-reichen Kostensenkungsmaßnahmen deutlich besser als im Vorjahres-zeitraum (1.Halbjahr 2002: -231 Millionen Euro).
Die Kennziffern für die Beurteilung der operativen Entwicklung - das Ebitda, das Ebit und das Betriebliche Ergebnis nach Zinsen - zeigen einen ent-sprechend deutlich positiven Verlauf. Beim Ebitda (Betriebliches Ergebnis vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern) vor Altlastenerstattungen wurde mit 1.397 Millionen Euro ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Niveau des Vorjahres (749 Millionen Euro) verzeichnet. Bei der Beurteilung von Ebit und Betrieblichen Ergebnis nach Zinsen ist zu berücksichtigen, dass aufgrund des Wegfalls der nur bis 2002 gewährten Erstattungen für wiederverei-nigungsbedingte Altlasten (Ineffizienzen resultierend aus der Situation der früheren Deutschen Reichsbahn) gegenüber dem Vorjahreszeitraum zusätzlich 211 Millionen Euro kompensiert werden mussten. Das Ebit (Betriebliches Ergebnis vor Zinsen) verbesserte sich um 228 Millionen Euro auf 176 Millionen Euro. Das Betriebliche Ergebnis nach Zinsen verbesserte sich um 92 Millionen Euro auf ein Minus von 143 Millionen Euro (1.Halbjahr 2002: -235 Millionen Euro).
Nachdem bereits frühzeitig erkennbar war, dass die Umfeldbedingungen nicht den ursprünglichen Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute entsprechen würden, hat die Bahn konzernweit konsequent Gegen-steuerungsmaßnahmen eingeleitet und abgearbeitet, um die angestrebte Verbesserung des Ergebnisses im Geschäftsjahr 2003 zu erreichen. "Die allgemeine Marktschwäche - hier rechnen wir erst im folgenden Jahr mit merklichen Verbesserungen - hat unsere Verkehrsleistungsentwicklung natürlich beeinträchtigt. Dass wir trotz allem im Personenverkehr eine bessere Entwicklung als der Gesamtmarkt erzielt haben zeigt, dass wir mit unseren Programmen und verbesserten Angeboten konkurrenzfähig und auf dem richtigen Weg sind", zeigte sich Hartmut Mehdorn zufrieden. "Im Güterverkehr bleibt die weitere Entwicklung von der noch sehr sensiblen Entwicklung wesentlicher Schlüsselbranchen wie der Stahlindustrie abhängig. Hier wäre es wünschenswert, dass sich die ersten Hoffnungen auf ein Wiederanziehen der Konjunktur dann auch zeitnah bewahrheiten."
Mehdorn betonte, dass Mobilität und Logistik mittel- und langfristig klare Wachstumsmärkte bleiben: "Wir legen mit weiteren Verbesserungen unserer Produktqualität sowie kundenorientierten Angeboten jetzt die Grundlagen, um von einer wieder anziehenden Konjunktur nachhaltig zu profitieren."
Die Bilanzsumme des DB-Konzerns hat sich gegenüber dem Geschäfts-jahresende 2002 um 4,1 Prozent auf 47,9 Milliarden Euro erhöht. Die Brutto-Investitionen in immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen lagen mit 3.170 Millionen Euro zwar unter dem Wert des Vorjahreszeitraums (3.951 Millionen Euro). Bereinigt um den im ersten Halbjahr 2002 erfolgten Erwerb von Telekommunikationsanlagen von Arcor (für rund 0,9 Milliarden Euro) blieben die Investitionen jedoch auf vergleichbar hohem Niveau. Die Bahn setzte damit die Modernisierung mit unverändertem Tempo fort.
Im Zuge weiterer Produktivitätssteigerungen sank die Zahl der Beschäftigten seit dem Jahresende 2002 um 778 auf 249.912 Mitarbeiter. Im Vergleich zum 30. Juni 2002 (ohne Stinnes) hat sich die Zahl der Mitarbeiter im DB-Konzern um 37.950 erhöht. Trotz des straffen Sanierungs-programms und des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds hat die Bahn im Jahr 2003 die Zahl ihrer Ausbildungsplätze von 2000 auf 2270 erhöht und zudem 1337 Verbundausbildungsplätze angeboten.
Anlage
Leistungsentwicklung 1. Halbjahr 2003 2003 2002 +/- in % Verkehrsleistung Personenverkehr Mio. Pkm 33.880 34.293 -1,2 %
Verkehrsleistung Güterverkehr Mio. tkm 38.920 39.218 -0,8 %
Wirtschaftliche Entwicklung 1. Halbjahr 2003 2003 2002 +/- in %
Umsatzerlöse Mio. Euro 13.995 7.694 +81,9 %
darin Außenumsätze des
UB Personenverkehr Mio. Euro 5.495 5.477 +0,3 %
DB Fernverkehr Mio. Euro 1.436 1.652 -13,1 %
DB Regio Mio. Euro 4.059 3.825 +6,1 %
UB Güterverkehr / Logistik Mio. Euro
Railion (Güterverkehr) Mio. Euro 1.942 1.834 +5,9 %
Stinnes (1) Mio. Euro 6.091 5.906(1) +3,1 %
davon Schenker(1) (3.364) (3.047)(1) +10,4 %
UB Personenbahnhöfe Mio. Euro 123 115 +7,0 %
UB Fahrweg Mio. Euro 129 99 +30,3 %
UB Dienstleistungen Mio. Euro 119 81 +46,9 %
Entwicklung der betrieblichen Ergebnisgrößen
Ebitda vor Altlastenerstattungen Mio. Euro 1.397 749 +86,5 %
Ebitda Mio. Euro 1.397 960 +45,5 %
Ebit Mio. Euro 176 -52 -
Betriebliches Ergebnis nach Zinsen Mio. Euro -143 -235 -
darin
UB Personenverkehr Mio. Euro -92 153 -
DB Fernverkehr Mio. Euro -266 50 -
DB Regio Mio. Euro 174 103 +68,9 % UB Güterverkehr / Logistik
Railion (Güterverkehr) Mio. Euro 67 20 +235 %
Stinnes(1) Mio. Euro 129 129(1) -
davon Schenker(1) Mio. Euro (76) (71)(1) +7,0 %
UB Personenbahnhöfe Mio. Euro 2 -13 -
UB Fahrweg Mio. Euro -170 -226 +24,8 %
UB Dienstleistungen Mio. Euro 12 77 -84,4 %
Ergebnis vor Steuern Mio. Euro -148 -231 -
Brutto-Investitionen Mio. Euro 3.170 3.951 -19,8 %
Netto-Investitionen Mio. Euro 1.967 3.166 -37,9 %
Cashflow vor Steuern Mio. Euro 1.101 801 +37,5 %
Bilanzsumme Mio. Euro 47.901 46.023(2) +4,1 %
Mitarbeiter (ohne Auszubildende) 249.912 250.690(1) -0,3 %
(1) Im 1. Halbjahr 2002 nicht zum DB-Konzern gehörend (2) per 31.12.2002
Dieter Hünerkoch Werner W. Klingberg Leiter Kommunikation Konzernsprecher T: 030 297-61130 T: 030 297-61180 F: 030 297-61919 F: 030 297-62086 medienbetreuung@bahn.de www.bahn.de/presse
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