4. Quartal 2005: Arbeitskosten + 0,4%, Sozialbeiträge der Arbeitgeber: 1,0%
Wiesbaden (ots)
Die Arbeitskosten je geleisteter Stunde im Produzierenden Gewerbe und in ausgewählten Dienstleistungsbereichen sind nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes in Deutschland im vierten Quartal 2005 gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,4% gestiegen. In der zehnjährigen Zeitreihe des Arbeitskostenindex wurden gleich niedrige Wachstumsraten Ende 1997 und Ende 2004 festgestellt. Im Vergleich zum Vorquartal sanken erstmals die Arbeitskosten saison- und kalenderbereinigt um 0,3%.
Die beiden Hauptbestandteile der Arbeitskosten entwickelten sich wiederum unterschiedlich: Die Bruttolöhne und -gehälter je geleisteter Arbeitsstunde sind im vierten Quartal 2005 im Vorjahresvergleich kalenderbereinigt um 0,8% gestiegen. Im gleichen Zeitraum sind die Sozialbeiträge der Arbeitgeber je geleisteter Arbeitsstunde um 1,0% gesunken. Hauptgrund ist der seit Juli 2005 geltende Teil der Gesundheitsreform mit dem Ziel der Senkung der Lohnnebenkosten: Die paritätische Beteiligung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern an den Kosten der Krankenversicherung wurde aufgegeben. Die Senkung des Beitragssatzes in der gesetzlichen Krankenversicherung um 0,9 Prozentpunkte teilen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer hälftig; den zeitgleich eingeführten zusätzlichen Beitragssatz in Höhe von 0,9 Prozentpunkten tragen nur die Arbeitnehmer. Im Ergebnis wurde also der Beitragssatz in der gesetzlichen Krankenversicherung für die Arbeitgeber um 0,45 Prozentpunkte gesenkt, in gleicher Höhe stieg der Beitragssatz für die gesetzlich versicherten Arbeitnehmer.
Im Jahr 2005 sind die Arbeitskosten kalenderbereinigt lediglich um 0,9% gestiegen. Der Anstieg der Bruttolöhne und -gehälter, also vor Abzug von Steuern und Sozialabgaben, in Höhe von 1,1% fiel 2005 niedriger aus als der Anstieg des Verbraucherpreisindex in Höhe von 2,0%. Dies sind die geringsten Steigerungsraten der Arbeitskosten sowie der Bruttolöhne und -gehälter in der für die letzten zehn Jahre berechneten Zeitreihe des Arbeitskostenindex. Die Sozialbeiträge blieben 2005 im Vergleich zum Vorjahr mit + 0,1% nahezu unverändert.
Die Wachstumsrate der Arbeitskosten im dritten Quartal 2005 gegenüber dem Vorjahresquartal wird für Deutschland mit 1,1% bestätigt. Im Zeitraum drittes Quartal 2004 bis drittes Quartal 2005 weist Deutschland somit die niedrigste Steigerungsrate aller EU-Mitgliedstaaten auf. Die Arbeitskosten sind im vergleichbaren Zeitraum im Euro-Währungsgebiet um 2,2% und in der Europäischen Union um 2,7% gestiegen. Frankreich (+ 2,8%) und das Vereinigte Königreich (+ 4,2%) verzeichneten deutlich höhere Wachstumsraten der Arbeitskosten. Die größte Steigerung der Arbeitskosten je geleisteter Stunde ermittelte Lettland mit 15,7%.
Der Arbeitskostenindex wird europaweit auf harmonisierter Grundlage berechnet und spiegelt die Entwicklung der Arbeitskosten insgesamt sowie der Teilkomponenten Bruttolöhne und -gehälter und Sozialbeiträge der Arbeitgeber jeweils je geleisteter Stunde wider. Zum Darstellungsbereich des Arbeitskostenindex zählen das Produzierende Gewerbe sowie die Dienstleistungsbereiche Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, Kredit- und Versicherungsgewerbe und Unternehmensnahe Dienstleistungen. Ab dem Jahr 2007 soll der gesamte Dienstleistungsbereich abgebildet werden. Die in die Berechnung des Arbeitskostenindex einfließenden Daten stammen aus einer Vielzahl von bestehenden Statistiken, eine neue, eigenständige Erhebung wird hierfür nicht durchgeführt. Die Entwicklung der geleisteten Arbeitsstunden wird der Arbeitszeitberechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) entnommen.
Weitere Auskünfte gibt: Ralf Droßard, Telefon: (0611) 75-4236, E-Mail: arbeitskosten@destatis.de
Indizes der Arbeitskosten Produzierendes Gewerbe und ausgewählte Dienstleistungsbereiche
Jahr, Index der Index der Index der Viertel- Arbeitskosten Bruttolöhne und Sozialbeiträge jahr insgesamt -gehälter der Arbeitgeber
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in % 1)
2000 + 3,4 + 2,7 + 6,0 2001 + 2,5 + 2,7 + 1,5 2002 + 2,2 + 2,4 + 1,8 2003 + 2,5 + 2,6 + 2,4 2004 + 1,2 + 1,5 + 0,0 2005 + 0,9 + 1,1 + 0,1
Veränderung gegenüber dem Vorjahresquartal in % 1)
2004 1. Vj + 2,1 + 2,6 + 0,5 2. Vj + 1,3 + 1,7 0,1 3. Vj + 0,9 + 1,3 0,8 4. Vj + 0,4 + 0,3 + 0,5
2005 1. Vj + 1,3 + 1,0 + 2,1 2. Vj + 0,8 + 0,9 + 0,2 3. Vj + 1,1 + 1,6 0,8 4. Vj + 0,4 + 0,8 1,0
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % 2)
2004 1. Vj + 0,3 + 0,5 0,5 2. Vj + 0,2 + 0,1 + 0,5 3. Vj + 0,0 0,0 + 0,0 4. Vj + 0,2 + 0,1 + 0,4
2005 1. Vj + 0,6 + 0,6 + 0,8 2. Vj + 0,0 + 0,3 1,0 3. Vj + 0,2 + 0,5 0,8 4. Vj 0,3 0,4 0,0
1) Kalenderbereinigt, BV 4.1 2) Kalender- und saisonbereinigt, BV 4.1
Index der Arbeitskosten insgesamt nach Wirtschaftsbereichen 4. Quartal 2005
Veränderung Veränderung gegenüber gegenüber Wirtschaftsgliederung Indexstand 2) Vorjahres- Vor- quartal 1) quartal 2) 2000 = 100 % % Produzierendes Gewerbe und ausgewählte Dienstleistungs- bereiche insgesamt 109,4 + 0,4 0,3
Produzierendes Gewerbe 110,4 + 0,5 0,3 Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 108,7 + 1,5 0,5 Verarbeitendes Gewerbe 110,9 + 0,7 0,3 Energie- und Wasser- versorgung 111,5 + 3,1 + 0,2 Baugewerbe 107,3 1,5 0,9
Ausgewählte Dienst- leistungsbereiche 108,5 + 0,3 0,3 Handel; Instandhaltung von Kfz und Gebrauchsgütern 110,2 + 0,4 0,1 Gastgewerbe 98,9 + 0,1 0,1 Verkehr und Nach- richtenübermittlung 106,4 + 0,3 0,8 Kredit- und Versiche- rungsgewerbe 111,6 0,1 + 0,2 Unternehmensnahe Dienstleistungen 108,0 + 0,5 0,4
1) Kalenderbereinigt, BV 4.1 2) Kalender- und saisonbereinigt, BV 4.1
Index der Arbeitskosten insgesamt für das Produzierende Gewerbe und ausgewählte Dienstleistungsbereiche in der Europäischen Union, im Euro-Währungsgebiet sowie in ausgewählten EU-Mitgliedstaaten 3. Quartal 2005
Veränderung Veränderung Ausgewählte Index- gegenüber gegenüber EU-Mitglied- stand Vorjahres- Vor- staaten 2) quartal 1) quartal 2) 2000 = 100 % %
Europäische Union 120,1 + 2,7 + 0,8 Eurozone 116,8 + 2,2 + 0,6
Tschechische Republik 142,0 + 4,2 + 1,7 Dänemark 119,0 + 2,3 0,4 Deutschland 109,9 + 1,1 + 0,2 Estland 162,9 + 8,8 + 1,7 Spanien 125,9 + 2,7 + 0,6 Frankreich 118,1 + 2,8 + 0,5 Lettland 164,4 + 15,7 + 3,9 Litauen 128,3 + 10,7 + 3,0 Österreich 112,0 + 4,7 0,1 Polen + 4,5 Portugal 119,9 + 1,2 + 0,3 Slowenien 146,9 + 5,4 + 0,8 Slowakei 156,1 + 8,1 + 2,4 Finnland 126,6 + 3,8 + 0,9 Schweden + 2,6 Vereinigtes Königreich + 4,2
1) Kalenderbereinigt 2) Kalender- und saisonbereinit keine Angabe vorhanden Quelle: Eurostat, New Cronos
ots-Originaltext Statistisches Bundesamt
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