ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Medien-Info: Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz: ver.di-Studie erfasst dramatischen Mangel beim Arbeitsschutz im Dienstleistungsbereich
Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz: ver.di-Studie erfasst dramatischen Mangel beim Arbeitsschutz im Dienstleistungsbereich
Um Beschäftigten ein sicheres und gesundes Arbeiten bis zum Renteneintritt zu ermöglichen, ist ein guter Arbeits- und Gesundheitsschutz unerlässlich, insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels. Aber genau dieser Schutz liegt für die Mehrheit der Beschäftigten im Dienstleistungssektor nicht vor. Das ist das Ergebnis einer Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit durch die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) für den Dienstleistungsbereich anlässlich des Welttags für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz (Sonntag, 28. April 2024). „Wir haben es in Deutschland mit einem von Arbeitgeberseite sträflich vernachlässigten Arbeits- und Gesundheitsschutz in den Betrieben zu tun“, fasst Rebecca Liebig, Mitglied im ver.di Bundesvorstand und dort zuständig für Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie Innovation und Gute Arbeit, das Ergebnis der repräsentativen Sonderstudie zusammen.
Demnach gaben nur 36 Prozent der Befragten an, trotz gesetzlicher Verpflichtung des Arbeitgebers eine regelmäßige Gefährdungsbeurteilung zu erhalten. Selbst in der öffentlichen Verwaltung würde bei weniger als 50 Prozent der Beschäftigten eine Beurteilung an ihrem Arbeitsplatz vorgenommen. Und dass, obwohl die Arbeitsbelastung und das Gefährdungspotential laut Studie hoch sind. Kein Wunder, dass bundesweit nur 54 Prozent der befragten Beschäftigten im Dienstleistungssektor damit rechnen, unter ihren derzeitigen Arbeitsbedingungen bis zum gesetzlichen Rentenalter durchhalten zu können. Grund dafür dürften neben einer mangelnden Gesundheitsprävention vor allem die hohen Belastungen sein: ein hohes Tempo und Intensität der zu erledigenden Aufgaben, beispielsweise im Gesundheitswesen; starke körperliche Belastung bei schwerer Arbeit, beispielsweise im Bereich der Paketdienstleistungen oder Logistik; eine hohe Lärmbelästigung, etwa im Erziehungswesen oder bei Konflikten mit Kundschaft, etwa in Jobcentern und im Handel oder im Gesundheitswesen mit Patientinnen und Patienten.
Allein 87 Prozent der Beschäftigten sind von Mehrfachbelastungen betroffen. Die höchsten Werte gibt es im Gesundheitswesen (95 Prozent) und im Bereich Erziehung und Unterricht (94 Prozent). Den niedrigsten Wert weisen mit 74 Prozent die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen auf. Zeitdruck belastet die Beschäftigten mit Abstand am stärksten. Jede*r Zweite (52 Prozent) ist hiervon betroffen. „Von Guter Arbeit scheinen Unternehmen und Verwaltungen meilenweit entfernt. Dabei brauchen wir gerade im wachsenden Dienstleistungssektor dringend gut qualifizierte, motivierte und vor allem gesunde Fachkräfte, um die anstehenden Transformationsprozesse zu meistern. Deshalb muss in der Arbeitswelt gelten: Wer Gute Arbeit will, muss in Prävention investieren. Dort wo es Interessenvertretungen gibt, gelingt das besser. Werden Beschäftigte zudem am Prozess beteiligt, ist die Wirkung der Präventionsmaßnahmen höher“, so Liebig.
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