VDA - Verband der Automobilindustrie e.V.
VDA-Präsident Wissmann: "Die Logistiker haben eine Herkulesaufgabe, die entscheidend für den Erfolg unserer Industrie ist" Fünftes "Forum Automobillogistik" von VDA und BVL
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- vda_forum-automobillogistik2017-interview-finale.MP3
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Bremen (ots)
Anmoderation:
Ein neues Auto zu kaufen war vor zehn, fünfzehn Jahren oft keine große Sache. Der Kunde ging zum Händler in den Showroom und sagte: "Bitte den da hinten rechts!" Diese Zeiten sind inzwischen vorbei. Die Grundausstattung reicht den meisten Kunden beim Autokauf längst nicht mehr aus, heutzutage wird Individualität groß geschrieben. Egal ob Business-Limousine oder Kleinwagen: Die Hersteller müssen immer mehr Extras und Ausstattungsvarianten für die Wünsche der Käufer anbieten. Das ist für die Hersteller und Zulieferer eine gigantische logistische Herausforderung. Schließlich kommen die Komponenten eines Fahrzeugs aus aller Welt und müssen punktgenau am Montageband zusammengeführt werden. Dazu ist ein globales und hochkomplexes Logistiksystem erforderlich. Vertreter aus Industrie, Handel und Wissenschaft tauschen sich seit gestern (14.02.-15.02.) auf dem "Forum Automobillogistik" in Bremen über die Themen der Zukunft aus. Wie es aktuell um die Logistik der deutschen Autobauer steht, mit welchen Herausforderungen die Branche zu kämpfen hat und welche Auswirkungen politische Entscheidungen der "Amercia First!"-Protektionismus von Donald Trump haben, darüber haben wir im Exklusivinterview mit Matthias Wissmann, dem Präsidenten des VDA, gesprochen.
1. Frage: Herr Wissmann, das "Forum Automobillogistik" findet zum fünften Mal statt, welchen Stellenwert genießt es bei den deutschen Autobauern und Zulieferern? Ein Auto hat vielleicht 4000 Teile. 70 Prozent der Teile kommen von Zulieferern. Und man muss natürlich alles tun, um diese Zulieferer-Teile zum richtigen Zeitpunkt mit möglichst wenig Aufwand optimal vernetzt in die Produktion zu bringen. Und das ist eine Herkulesaufgabe, zumal in Zeiten der Digitalisierung immer mehr digital gesteuert wird. Und wenn sie das jetzt auf unsere weltweite Produktion übertragen ist es eine solch globale Aufgabe, die für den Erfolg unserer Industrie entscheidet, dass wir bei dieser Veranstaltung einfach auch zeigen wollen, wie entscheidend das Ganze für die Exportfähigkeit Deutschlands und unserer Industrie ist. (0:44)
2. Die deutschen Autobauer haben sich alle ein weltweites Produktionsnetzwerk aufgebaut. Inwiefern stellt die Globalisierung eine besondere Herausforderung dar? Wir haben schon vor langer Zeit gesagt: Wenn wir unsere Produkte global verkaufen wollen, dann müssen wir nicht nur überall auf der Welt Verkaufsstellen haben, wir müssen auch in wichtigen Regionen der Erde eigene Produktionen haben. Das sehen sie an einer Zahlenreihe: Wir haben vor 20 Jahren in Deutschland vier Millionen Fahrzeuge produziert und in anderen Teilen der Welt zwei Millionen. Jetzt produzieren wir in Deutschland 5,7 Millionen Fahrzeuge, also deutlich mehr als damals, aber in der Welt zehn Millionen Fahrzeuge. Jetzt können sie sich vorstellen, was es für einen logistischen Aufwand erfordert, an alle diese Produktionswerke der Welt zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Teile zu bringen und das Ganze dann auch in einer absolut effizienten Form. Das ist die eigentliche Aufgabe der Logistik. (0:50)
3. Aufgrund der angespannten politischen Situation in Europa und den USA hat die globale Aufstellung aber auch ihre Vorteile. Wie sehr profitieren die deutschen Automobilhersteller und deren Zulieferer von ihren weltweiten Produktionsstadtorten? Das macht uns nicht unabhängig, aber doch etwas weniger beeinflussbar, wenn in der Welt Protektionismus versucht wird, weil wir dann doch in wichtigen Regionen der Erde produzieren. Und wenn Sie zum Beispiel an die Diskussion über Freihandel mit der amerikanischen Regierung denken, dass wir nicht nur aus Deutschland und Europa raus nach Amerika exportieren, sondern auch ein wichtiger Teil der amerikanischen Industriebasis geworden sind, weil wir dort über 800.000 Fahrzeuge produzieren. (0:30)
4. Was können Sie den deutschen Automobilherstellern und Zulieferern mit auf den Weg geben? In allen Teilen der Welt gibt es Menschen, die glauben den Leuten einreden zu können, man könne mit künstlichen Mauern gegen den freien Handel irgendetwas Positives bewirken. Und wir müssen stattdessen die Flagge des Freihandels hochhalten. Und in einer Stadt wie Bremen, die mit Bremerhaven die wichtigste Exportdrehscheibe für die Automobillogistik überhaupt ist, kann man das vielleichtmit größerem Nachdruck sagen als an anderen Orten, wo es nicht so viel logistische Erfahrung gibt. (0:28)
Abmoderation:
Das "Forum Automobillogistik" findet in diesem Jahr bereits zum fünften Mal statt und wird vom VDA und der Bundesvereinigung Logistik organisiert. Als größtes Branchentreffen in Europa bieten die Veranstalter mit dieser Plattform einen idealen Treffpunkt, um innovative Ideen über Funktions- und Unternehmensgrenzen auszutauschen und persönliche Kontakte zu knüpfen.
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