VDA - Verband der Automobilindustrie e.V.
Erfolgreiche Premiumstrategie - Clean Diesel-Offensive mit Potenzial
Deutsche Automobilindustrie wächst in den USA gegen den Trend
Detroit (ots)
"Die deutschen Hersteller kommen mit Erfolgen im Gepäck und ehrgeizigen Zielen für 2007 nach Detroit. Sie wollen auf dem rückläufigen US-Gesamtmarkt erneut gegen den Trend wachsen, Marktanteile gewinnen und damit ihre Position auf dem größten Automobilmarkt der Welt weiter ausbauen", betonte Prof. Dr. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), auf der VDA-Pressekonferenz auf der North American International Auto Show (NAIAS) in Detroit, USA.
Nachdem die deutschen Marken bereits im abgelaufenen Jahr ihren US-Absatz um 6 Prozent auf 921.000 Fahrzeuge steigern konnten, während der Gesamtmarkt um 3 Prozent auf 16,5 Mio. Light Vehicles zurückging, "nehmen wir uns die magische Grenze des Absatzes von 1 Mio. Fahrzeugen vor", so Prof. Gottschalk. Der Grund für diese Zuversicht ist ein noch umfangreicheres Produktprogramm, das vor allem beim Verbrauch und den Emissionen "maßgeschneidert für die US-Kundschaft ist, die händeringend nach adäquaten Antworten auf die um 30 Prozent gestiegenen Kraftstoffpreise sucht", unterstrich Prof. Gottschalk.
"Mit Bluetec und der SCR-Technologie werden neue Wege aufgezeigt, um den sauberen und verbrauchsarmen Clean Diesel nun auch in Nordamerika salonfähig zu machen. Hinzu kommen innovative Raumkonzepte und eigenständige Fahrzeugsegmente sowie der Einstieg in das City-Car-Segment. Die deutschen Hersteller setzen damit Trends, statt ihnen hinterher zu laufen", so Prof. Gottschalk. Seit wenigen Monaten werde in den USA flächendeckend schwefelfreier Kraftstoff angeboten. Das hilft, unseren modernen Motorentechnologien den Durchbruch zu verschaffen", sagte der VDA-Präsident. Allerdings sei dies ein Langstreckenrennen". Potenzial sei auch für den Hybrid vorhanden, dessen Marktanteil in den USA derzeit jedoch nur halb so groß sei wie der des Diesel. Prof. Gottschalk: Auf beiden Hochzeiten wollen wir tanzen."
Der gesamte US-Markt an Light Vehicles werde 2007 um 2 bis 3 Prozent auf rund 16,2 Mio. Fahrzeuge sinken. "Vom Markt selbst können wir also keinen Rückenwind für Absatzsteigerungen erwarten. Umso mehr wird es darauf ankommen, eigene Produkt- und Markenkonjunkturen zu schaffen", betonte Prof. Gottschalk, der die deutschen Hersteller, die nicht wie ihre amerikanischen Wettbewerber "zum Instrument der zerstörerischen Rabattschlachten greifen mussten", hier gut gerüstet sieht.
Sowohl im Car- als auch im Light Truck-Bereich seien die Marktanteile der deutschen Hersteller noch "deutlich steigerbar". Bereits in den letzten drei Jahren konnten sie ihre Verkäufe von Light Trucks um 40 Prozent erhöhen.
Die deutschen Hersteller konnten 2006 im Car-Bereich um 5 Prozent zulegen und ihren Marktanteil auf 9,8 Prozent - im Dezember um 11,9 Prozent - steigern. Dabei erzielten Audi und BMW Rekordverkäufe, Mercedes legte um 11 Prozent und Volkswagen um 5 Prozent zu. Im Light Truck-Bereich, der insgesamt um 6 Prozent gesunken ist, sind die deutschen Marken sogar mit plus 10 Prozent zweistellig gewachsen.
Die Währungsseite mit dem schwachen Dollar erweise sich zwar als Handicap. Prof. Gottschalk: "Wir haben aber immer darauf hingewiesen, dass wir einen so wichtigen Markt wie die USA nicht nach dem Währungsbarometer des Euro-Dollar-Kurses auf- oder zudrehen können. Märkte sind keine Wasserhähne, sondern erfordern einen langfristig kontinuierlichen Aufbau." Abgefedert haben die Unternehmen die Währungsrisiken durch Kurssicherungsgeschäfte, höhere Wertschöpfung in Fertigungsstätten vor Ort, gesteigerte Beschaffungsvolumina in den USA und mehr Entwicklungs- und Designleistungen vor Ort.
Prof. Gottschalk hob die Bedeutung der erfolgreichen Premiumstrategie für das US-Geschäft hervor. So sei jedes zweite deutsche Auto, das in Nordamerika gekauft werde, ein Premiumfahrzeug. Mit knapp 500.000 Fahrzeugen konnten die deutschen Hersteller ihren Marktanteil bei Premium auf 40 Prozent steigern. "Das zeigt, dass uns der Spagat zwischen hoher Kundenerwartung und Produkteigenschaften auf der Verbrauchsseite gelingt: Die deutschen Hersteller holen heute aus jedem Liter Kraftstoff 59 Prozent mehr Leistung und aus jedem Liter Kraftstoff 49 Prozent mehr transportiertes Fahrzeuggewicht heraus als noch 1990. Sie sind Effizienzweltmeister", unterstrich der VDA-Präsident.
Auch die Strategie der zunehmenden Fertigung im Nafta-Raum habe sich als richtig erwiesen. 27 Prozent oder 246.000 Einheiten des Absatzes deutscher Marken in Nordamerika kommen inzwischen aus der Nafta-Fertigung, die 2006 um über 20 Prozent auf gut 630.000 Einheiten gestiegen ist, nachdem sie bereits im Vorjahr zweistellig wuchs. Der gesamte Absatzzuwachs der letzten zwei Jahre auf dem nordamerikanischen Markt kam aus den dortigen Nafta-Fabriken. Prof. Gottschalk: "Wer also Globalisierung immer nur mit Asien oder Osteuropa gleichsetzt, macht einen Fehler. Auch die USA sind für uns ein wichtiger Pfeiler unserer Globalisierungsstrategie." Heute hängen direkt und indirekt 400.000 Arbeitsplätze im Nafta-Bereich von der deutschen Automobilindustrie ab.
Prof. Gottschalk: "Es gibt nur wenige Automobilindustrien, die diese Globalisierung erfolgreich bestreiten und zugleich mit der Exportweltmeisterschaft die Bindung an den Standort unterstreichen, wie wir in Deutschland. Bisher hat es noch niemand geschafft, mit der Globalisierungskanone' unseren heimischen Standort fußlahm zu schießen." Die Exporte aus Deutschland in die USA haben sich in den letzten zehn Jahren nahezu verdreifacht. 2006 sind 560.000 Einheiten von Pkw und Light Trucks in die USA exportiert worden.
14 Prozent der gesamten deutschen Pkw-Exporte entfallen auf die USA. Wertmäßig entspricht dies knapp 20 Prozent am gesamten Ausfuhrwert, denn pro exportiertem Pkw liegt der Wert mit - umgerechnet - 28.300 Euro deutlich über dem von Neuwagen in Deutschland. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr automobile Erzeugnisse im Wert von 24 Mrd. Euro in die USA exportiert, ein Zuwachs von 6 Prozent. Der automobile Handelsbilanzüberschuss mit Nordamerika liegt bei knapp 20 Mrd. Euro. Damit kommt jeder fünfte Euro des gesamten Auto-Außenhandelsüberschusses aus dem US-Geschäft.
Das Automobil habe seine Qualität als "Devisenbringer Nr. 1" in der deutschen Industrie erneut bewiesen, so Prof. Gottschalk. Der Export in die USA sei damit einer der tragenden Pfeiler der Beschäftigung auch in den deutschen Werken: Jeder zwölfte Arbeitsplatz in der gesamten deutschen Automobilindustrie hängt inzwischen am US-Markt. Prof. Gottschalk: "Wir tun also gut daran, in einem transatlantischen Kooperationsfeld Wirtschafts- und Technologiepolitik gemeinsam zu betreiben."
Prof. Gottschalk betonte, dass auch die deutschen Zulieferer ihre strategische Position in Nordamerika ausbauten. Mit rund 250 Tochterunternehmen, Joint Ventures und Lizenznehmern sind sie heute in Nordamerika aktiv. Die Zahl ihrer Standorte hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht. Gleichzeitig hat sich der Ausfuhrwert der Zulieferprodukte in die USA kontinuierlich erhöht und beträgt derzeit rund 3 Mrd. Euro pro Jahr. Die Herausbildung neuer automobiler Zulieferstrukturen in den USA werde aufmerksam beobachtet. Allerdings seien die deutschen Unternehmen nur bei überschaubaren Risiken zu einem Engagement bereit.
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