Umfrage der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und der British Chamber of Commerce in Germany
Trendwende: Ein Drittel aller Unternehmen erwartet Umsatzsteigerungen in Großbritannien für 2023
Berlin (ots)
14 % der Befragten sehen erstmals Verbesserung seit dem Brexit
- 2022 noch Jahr des Übergangs - 35 % der Befragten verzeichneten Umsatzrückgänge; 29 % Umsatzsteigerungen
- Brexit hinterlässt weiter Spuren - Selbst drei Jahre danach beklagen 51 % eine Verschlechterung der Wirtschaftslage; dagegen konstatieren 14 % eine Verbesserung
- Verhaltene Investitionsabsichten - 33 % (Vorjahr: 16 %) der Unternehmen planen zwar Kleinprojekte (Volumen bis zu 5 Mio. Euro), streben aber keine Großprojekte an
- Wirtschaftsfreundlichkeit als Plus des Investitionsstandorts Großbritannien - 26 % schätzen das unternehmerfreundliche Klima, 25 % die geringere Regulierung, 17 % die geringere Bürokratie
- Hoffnungen auf König Charles III als Mediator zwischen Großbritannien und der EU - 54 % der Befragten hoffen, dass er die Zusammenarbeit mit der EU fördert, mehr als ein Drittel (37 %) die Zusammenarbeit mit Deutschland
Drei Jahre nach dem Brexit gibt es erstmals Anzeichen einer Besserung im deutsch-britischen Wirtschaftsverhältnis. Für das Jahr 2023 erwartet jedes dritte Unternehmen (33 %) ein Umsatzwachstum in Großbritannien. Mittelfristig in fünf Jahren sind es fast die Hälfte der Unternehmen (48 %).
Nach einer weiter belasteten Geschäftslage im Jahr 2022 angesichts des Brexits sind jedoch die Investitionspläne für die kommenden drei Jahre noch zurückhaltend. Hoffnung setzen die Unternehmen auf König Charles III als Mediator zwischen Großbritannien und der EU.
"Großbritannien bleibt für die deutsche Wirtschaft ein wichtiger Wirtschaftspartner vor der eigenen Haustür. Das ist gerade in Zeiten zunehmender geopolitischer Spannungen entscheidend. Mittelfristig glaubt die Wirtschaft an eine Verbesserung der Wirtschaftslage in Großbritannien und hofft auf eine Wiederannäherung an die EU", so Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business bei der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Dies sind Kernergebnisse des jährlichen "German British Business Outlook 2023". Dieser wurde zum fünften Mal durch die KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und die British Chamber of Commerce in Germany (BCCG) erstellt. Im Zentrum der Umfrage stehen die Geschäftserwartungen deutscher und britischer Unternehmen.
Umsatz- und Ergebnisrückgang überwiegen noch 2022
Während 29 % der von KPMG und der BCCG befragten Unternehmen ihre Umsätze im Jahr 2022 steigern konnten, meldeten 35 % Rückgänge. Beim Gewinn nach Steuern ist das Bild noch deutlicher: 22 % der Unternehmen verzeichneten Gewinnsteigerungen, gegenüber 36 % mit niedrigeren Gewinnen.
"Als einziges der G20-Länder hat Großbritannien im vergangenen Jahr das Vor-Corona-Niveau des Bruttosozialprodukts nicht erreicht. Ursache sind die Bremswirkungen des Brexits", konstatiert Andreas Glunz.
Brexitfolgen weiterhin spürbar - aber deutlich gemildert im Vergleich zu Vorjahren
Auch drei Jahre nach der Umsetzung des Brexits sind die Herausforderungen für die Wirtschaft noch präsent. Jedes zweite der befragten Unternehmen (51 %) beklagt eine Verschlechterung der Lage seit Februar 2020; 14 % sehen hingegen eine Verbesserung.
Erhöhter Verwaltungsaufwand ist für mehr als jedes vierte Unternehmen (26 %; i. Vj.: 46 %) die Hauptbelastung. Hinzu kommen gestiegene Logistikkosten und Zölle für mehr als jedes siebte (15 %; i. Vj. 43%) bzw. jedes zehnte Unternehmen (10 %; i. Vj. 36%). Der Vergleich zum Vorjahr zeigt: Die zentralen Herausforderungen werden mittlerweile als weniger belastend wahrgenommen.
Großbritannien gilt als wirtschaftsfreundliches Land
Im Vergleich mit Deutschland wird Großbritannien von einem Viertel als geschäftsfreundlicher (26 %) und weniger reguliert (25 %) bezeichnet. 17 % loben die geringere Bürokratie. Investitionsanreize wie Subventionen oder Zuschüsse sowie einfache und schnellere Genehmigungsverfahren für Investitionen sind für fast jedes zehnte Unternehmen (jeweils 9 %) ein Vorteil.
Chancen in Großbritannien
Als größte Geschäftschance in Großbritannien wird dessen wachsender Absatzmarkt gesehen (45 %). Partnerschaften mit Unternehmen in aufstrebenden Branchen (z.B. erneuerbare Energien, Batterien, Digitalisierung oder Cloud) oder die Erschließung neuer Märkte mit Start-ups stellt für 29 % bzw. 12 % der Unternehmen wichtige Geschäftsmöglichkeiten dar.
Digitalisierung (39 %) sowie ESG (33 %) sind präferierte Felder für Kooperationen der deutschen und britischen Wirtschaft. Knapp ein Drittel (31 %) der Unternehmen nennt Wissenschaft und Technologie als wichtigen Kooperationsbereich. Auch die strategischen Zukunftsthemen Energieversorgung und Verteidigung werden als Kooperationsfelder genannt (22 % respektive 19 %).
"Brexit hin oder her: Am Ende zählen Freundschaft und gemeinsame Werte. Putins brutaler Angriff auf die Ukraine hat für Europa und sicher auch für das Verhältnis zu Großbritannien wie ein Katalysator gewirkt: Die Wirtschaftszweige Energie und Rüstung kamen so deutlich schneller als erwartet voran", so Michael Schmidt, Präsident der BCCG.
Leicht wachsende Investitionen in den kommenden drei Jahren
Kleinere Investitionen von bis zu fünf Mio. Euro planen in den kommenden drei Jahren mit 33 % mehr als doppelt so viele Unternehmen wie noch 2021 (16 %). Signifikante Investitionen (von mehr als 250 Mio. Euro) in Großbritannien plant aber keines der befragten Unternehmen in den kommenden drei Jahren. Mittelgroße Investitionen zwischen fünf Mio. und 100 Mio. Euro plant nur jedes zehnte Unternehmen (10 %) in den kommenden drei Jahren, genau so wie noch 2021.
"Die ungebremste Regulierung und Bürokratie in der EU steigern die Attraktivität von Großbritannien als alternativen Standort, wie sich jüngst am Beispiel BioNTech zeigte. Mittelfristig werden wir daher auch wieder größere Investitionen in Großbritannien sehen", prognostiziert Andreas Glunz (KPMG).
König Charles III als Mediator zwischen Großbritannien und der EU?
In König Charles III wird große Hoffnung gesetzt. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (54 %) formuliert den Wunsch, dass er sich für die Annäherung Großbritanniens an die EU engagiert. Mehr als ein Drittel (37 %) hofft, dass er insbesondere die Zusammenarbeit mit Deutschland fördert.
"Auch die Wirtschaft reagiert auf Menschen und Stimmungen. Der Pragmatismus des neuen Prime Ministers Rishi Sunak beim Nordirland-Abkommen sowie die Begeisterung für König Charles und dessen inzwischen weltweit anerkannte Herzensthemen Nachhaltigkeit, Natur und Umwelt machen Mut, den Menschen und den Unternehmen", skizziert Michael Schmidt (BCCG).
Über den German British Business Outlook 2023:
KPMG und die Britische Handelskammer in Deutschland (BCCG) haben für diese Umfrage sowohl deutsche Tochtergesellschaften mit Hauptsitz im Großbritannien als auch britische Tochtergesellschaften mit Hauptsitz in Deutschland befragt. Insgesamt 136 Unternehmen (im Vorjahr 69) nahmen an der Umfrage teil. Diese wurde zwischen dem 11. April und dem 28. April 2023 durchgeführt. 86 % der befragten Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Deutschland, 14 % in Großbritannien. Von den Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland sind 44 % seit mehr als zwei Jahrzehnten in Großbritannien aktiv.
Pressekontakt:
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Leiterin Unternehmenskommunikation
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Ilka Hartmann
Managing Director
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