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Kindheit in Gaza: Überleben am Abgrund | UNICEF

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Kindheit in Gaza: Überleben am Abgrund

Kinder brauchen einen sofortigen humanitären Waffenstillstand / Grenzübergänge müssen umgehend geöffnet werden

Köln, den 16. Mai 2024 // Das kurzfristige Überleben und die Zukunft einer ganzen Generation von Kindern hängen an einem seidenen Faden, warnt UNICEF Deutschland angesichts der katastrophal­en Lage der Jungen und Mädchen in Gaza. Die aktuelle Eskalation der Gewalt in Rafah und im gesamten Gazastreifen sowie die dramatischen Engpässe bei der Versorgung mit humanitären Gütern und Treibstoff verschärfen die bereits extreme Notlage der Kinder weiter.

„Rafah ist eine Stadt der Kinder – 600.000 Mädchen und Jungen drängten sich dort bis vor wenigen Tagen. Jetzt sind fast eine halbe Million Menschen erneut auf der verzweifelten Suche nach Sicherheit außerhalb der Stadt, unter ihnen viele Kinder. Viele von ihnen wurden bereits mehrfach vertrieben, jedes Kind hat Verlust, Angst und Zerstörung erlebt“, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. „Die anhaltende Gewalt, der Tod ihrer Angehörigen und Freunde, die schweren Verletzungen, die wiederholte Vertreibung aus ihrem Zuhause und die katastrophale tägliche Not – die Situation der Kinder in Rafah und dem gesamten Gazastreifen ist untragbar. Das enorme Ausmaß der Traumatisierung der Kinder lässt sich nur erahnen.“

Rund 78.000 Kinder unter zwei Jahren leben in Rafah. Neun von zehn Kindern unter fünf Jahren leiden an einer oder mehreren Infektionskrankheiten. Rund 8.000 Kinder unter zwei Jahren sind akut mangelernährt.

In den vergangenen Tagen sind bereits mehr als 450.000 Menschen geflohen. Durch die schwierige Versorgungslage steigt das Risiko von Krankheiten, Infektionen, Mangelernährung, Dehydrierung und weiterer Gefahren für Kinder.

Auch im Norden des Gazastreifens ist die Lage der Kinder katastrophal. Jedes dritte Kind ist dort akut mangelernährt. Die grundlegende Infrastruktur für Kinder liegt in Trümmern. Die aktuellen Kampfhandlungen verschärfen die Not der Kinder und ihrer Familien.

UNICEF ist besonders besorgt über die Schäden an der Wasser-Infrastruktur. Im Norden wurden lebenswichtige Brunnen stark beschädigt. In Rafah sind mindestens acht Anlagen ausgefallen. Rund 300.000 Menschen sind davon betroffen. Der Konsum von verunreinigtem Wasser würde bei vielen Kindern zu weiteren Infektionen und bei den durch Mangelernährung geschwächten Kindern zu einer weiteren Gefährdung führen.

„Die Kinder in Gaza stehen am Abgrund. Nach mehr als sieben Monaten Krieg sind sie am Ende ihrer Kräfte. Sie sind hungrig, erschöpft und oft traumatisiert. Sie wissen nicht, wo sie Schutz vor den Bombardierungen suchen können. Und ob sie die nächste Nacht überleben werden. Dabei können sie nichts für den Krieg der Erwachsenen. Sie brauchen endlich eine Atempause. Und die Chance auf eine friedliche Zukunft“, sagte Schneider.

Die andauernde Gewalt im Gazastreifen hat zudem dazu geführt, dass rund 625.000 Schulkinder im Gazastreifen nicht zur Schule gehen können. Nach aktuellen Schätzungen müssen 72 Prozent aller Schulen im Gazastreifen entweder vollständig wiederaufgebaut oder umfassend saniert werden, um wieder funktionsfähig zu sein. Je länger Kinder nicht zur Schule gehen können, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht wieder dorthin zurückkehren, weil sie arbeiten müssen oder früh verheiratet werden. Zudem steigt die Gefahr von Ausbeutung und Missbrauch.

Gemeinsam mit seinen Partnern leistet das UNICEF-Team im Gazastreifen lebensrettende Hilfe für Kinder. Seit dem 21. Oktober 2023 hat UNICEF mehr als 800 LKW-Ladungen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gebracht, 98 allein in der zweiten Aprilhälfte. Gemeinsam mit Partnern hat das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen dazu beigetragen, 1,6 Millionen Menschen Zugang zu Trinkwasser zu ermöglichen und rund 567.000 Menschen mit Bargeldhilfen erreicht.

Doch ohne Treibstoff und die Öffnung der Grenzübergänge in den Gazastreifen droht die humanitäre Hilfe zum Erliegen zu kommen. Die Eskalation der letzten Tage hat zur Folge, dass kaum Hilfsgüter in den Gazastreifen gelangen. Vor allem der Mangel an Treibstoff kann nun sehr rasch dazu führen, dass Generatoren für die Wasserversorgung oder wichtige Geräte in den verbliebenen medizinischen Einrichtungen nicht mehr betrieben werden können, mit möglicherweise dramatischen Folgen für die betroffenen Kinder.

UNICEF fordert weiter dringend einen sofortigen humanitären Waffenstillstand. Alle Geiseln müssen freigelassen werden. Die Grenzübergänge zum Gazastreifen müssen schnellstens geöffnet werden. Und humanitäre Organisationen benötigen ungehinderten, sicheren Zugang zum und innerhalb des Gazastreifens, um Kinder in Not mit lebensrettender Hilfe zu erreichen.

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Pressekontakt: 
UNICEF Deutschland, Christine Kahmann, Sprecherin, 0221/93650-315 oder 01590 413 9723,  presse@unicef.de

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