Berufsverband der Deutschen Urologen e.V.
Ärztemangel: Kriminalisierung der Ärzte durch deutsches Arbeitszeitrecht!?
Dorfen bei München / Dortmund (ots)
Der Druck auf Deutschlands Krankenhausärzte nimmt durch vermehrte Überprüfungen der Gewerbeaufsichtsämter auf Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes zu. Durch Androhung von Bußgeldern an die Klinikleitungen, wenn nicht umgehend die Vorschriften des Gesetzes umgesetzt werden, setzen die staatlichen Behörden die Kliniken unter Druck. Ärzte, die dennoch Patienten versorgen oder in Forschung und Lehre für den Nachwuchs tätig sein wollen, werden kriminalisiert. Ihnen fehlt unter anderem der Versicherungsschutz. Darauf machten jetzt der Berufsverband der Deutschen Urologen (BDU) und die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) aufmerksam. Sie forderten die Beteiligten im Gesundheitswesen - vor allem die politisch Verantwortlichen - auf, das Arbeitszeitproblem in den Kliniken endlich zu regeln. Es dürfe "nicht zu einer Versorgungs-Katastrophe kommen," erklärten BDU-Präsident Dr. med. Klaus Schalkhäuser (Dorfen bei München) und das für Krankenhausfragen zuständige DGU -Vorstandsmitglied Prof. Dr. Harald Schulze (Dortmund).
"Es kann nicht angehen, dass Ärzte in Krankenhäusern aller Versorgungsstufen, wenn sie in Erfüllung ihrer ärztlichen Pflichten gegenüber kranken Menschen tätig sein wollen, wegen Verstosses gegen das Arbeitszeitrecht dafür sogar noch kriminalisiert werden," kritisierte Prof. Dr. med. Harald Schulze. Es sei richtig, dass eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit an Schwerpunktkrankenhäusern oder Universitätskliniken von 70 bis 80 Stunden zuviel sei. Aber eine rigorose Einhaltung des Arbeitszeitrechtes führe bereits jetzt in vielen Krankenhausabteilungen während der Kernarbeitszeit zu einer Ausdünnung der Zahl der tätigen ärztlichen Mitarbeiter auf unter 50 Prozent. Diese gesetzlich verordnete "Stechuhrmentalität" bewirke nicht nur Qualitätsdefizite in der Krankenversorgung und Motivationsverluste bei den Mitarbeitern, sondern führe auch zu Wartelisten á la England mit den von der Politik und der Bevölkerung nicht gewünschten Nebeneffekten.
Folge des drohenden Ärztemangels in der ambulanten Versorgung in den neuen Bundesländern und der ständig steigenden Zahl von aktuellen nicht besetzten Arztstellen in den Krankenhäusern (z.Zt. ca. 5.000) seien "nachhaltige Versorgungsmängel, ergänzte BDU-Präsident Schalkhäuser. Er forderte, dass die wirtschaftlichen und arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen möglichst rasch verbessert werden. "Es besteht ein dringender Handlungsbedarf", so BDU-Präsident Dr. med. Klaus Schalkhäuser (Dorfen bei München), dem Attraktivitätsverlust des Arztberufes als Folge der ökonomischen Unsicherheiten in der ambulanten Versorgung und den unzumutbaren Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern entgegen zu wirken. Mit der Bemerkung, "in einer Zeit, in der Arbeitszeitverkürzungen an der Tagesordnung sind, dem Arbeitgeber freiwillig Überstunden für Forschung und Lehre anzubieten, ist eine beeindruckende Willenserklärung," begrüßte der BDU - Präsident eine Aktion von Ärzten an der Medizinisch Hochschule Hannover (MHH). Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um das Arbeitszeitgesetz in Krankenhäusern und der Forderung des Marburger Bundes nach Umsetzung eines entsprechenden Urteiles des Europäischen Gerichtshofes, sei der erklärte "Arbeitnehmerwillen" der MHH-Ärzte ein mutiges Zeichen. Die Hannoveraner Ärzte hatten angeboten, trotz der gesetzlichen Vorgaben "grundsätzlich bereit" zu sein, mehr als 48 Stunden in der Woche zu arbeiten (geplant sind bis zu 12 Stunden), um die zu erwartenden Verluste in Qualität und Quantität der Leistungen in der Krankenhausversorgung, der Lehre und Forschung zu vermeiden. "Wir unterstützen die Ärzte in Hannover und sind gespannt, ob eine überfällige Novellierung des Arbeitszeitrechtes in Deutschland patientenorientiert und arztgerecht durch die nächste Bundesregierung erfolgt. Es kann nicht angehen, dass die Funktionsfähigkeit der stationären Krankenhausversorgung derzeit nur noch durch unbezahlte ärztliche Überstunden auf hohem Niveau sichergestellt wird," forderte Prof. Schulze.
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