Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V.
Tarifvertrag über Ausbildungsvergütungen im Bäckerhandwerk vor dem Aus?
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Berlin, 22. März 2023 – Die Verhandlungen für einen neuen Tarifvertrag über Ausbildungsvergütungen für Auszubildende des Bäckerhandwerks mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sind vorerst gescheitert. Der Zentralverband ist enttäuscht über den Ausgang der Tarifverhandlungen und kritisiert, dass die Gewerkschaft NGG keinerlei Kompromissbereitschaft zeigt und jegliches Verantwortungsgefühl für die Situation der Betriebe und die Zukunft der Sozialpartnerschaft vermissen lässt.
„Die Forderungen der Gewerkschaft sind überzogen und inakzeptabel. Leider können wir dem nicht zustimmen“, fasst Michael Wippler, Präsident des Zentralverbandes, das vorläufige Ende der Verhandlungen zum neuen Tarifvertrag für Azubis zusammen. Vergangene Woche hat die zweite Verhandlungsrunde des Zentralverbandes auf Arbeitgeberseite mit Vertretern der Gewerkschaft NGG stattgefunden. Ziel war es, den Neuabschluss des bundesweiten Tarifvertrages über Ausbildungsvergütungen zu verhandeln. In einer ersten Verhandlungsrunde im Februar hatten ZV und NGG sich bereits auf Eckpunkte verständigt, die einen Anstieg der tariflichen Ausbildungsvergütung um bis zu 22 Prozent vorsahen (im 1. Lehrjahr 830 Euro, im 2. Lehrjahr 880 Euro und 1.050 Euro im 3. Lehrjahr inklusive 50 Euro Inflationsausgleichsprämie). Nur die Laufzeit blieb noch als offener Punkt stehen. Diese getroffenen Absprachen wurden nun in der zweiten Verhandlungsrunde von der NGG für obsolet erklärt. Man sei gewerkschaftsseitig zu niedrig eingestiegen, hieß es. Die NGG schlug stattdessen mit einer Maximalforderung auf, die eine Erhöhung der Vergütung von bis zu 47 Prozent bedeutet hätte.
„Wir dürfen die wirtschaftlichen Spielräume der Bäckereibetriebe nicht aus dem Blick verlieren. Die Forderungen der NGG sind derzeit für viele Betriebe nicht zu stemmen“, meint Michael Wippler. Viele Bäckereien befänden sich aufgrund der Energiekrise, der wirtschaftlichen Gesamtlage und den drastischen Lohnsteigerungen des letzten Jahres in schwierigem und schwer kalkulierbarem Fahrwasser. Da der Tarifvertrag für die Azubis bundesweit gilt und allgemeinverbindlich würde, gelte er auch für Betriebe, die nicht in kaufkräftigen Ballungsräumen liegen. Schlimmstenfalls würden die Betriebe auf Ausbildung verzichten. Das wäre fatal für eine Branche, die schon jetzt den Fachkräftemangel spürt, so Wippler.
Der Zentralverband warnt nun vor dem Aus des Tarifvertrages für Azubis: „Der allgemeinverbindliche Tarifvertrag ist wichtig für die rund 12.000 Auszubildenden des Bäckerhandwerks. Andernfalls droht ein Flickenteppich, von dem weder Betriebe, noch Auszubildene profitieren“, so Daniel Schneider, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes. Er fordert die NGG auf, sich erneut an den Verhandlungstisch zu setzen und auf Augenhöhe einen realistischen Kompromiss zu erarbeiten. „Der Tarifvertrag gibt einen Mindeststandard vor, der bundesweit für alle Auszubildenden gilt. Mit unserem Gegenangebot lagen wir weit über der gesetzlichen Mindestausbildungsvergütung. Außerdem steht es Betrieben, die mehr leisten können, frei, dies auch zu tun“, so Schneider. Der Präsident des Zentralverbandes Michael Wippler ergänzt: „Der Tarifvertrag über Ausbildungsvergütungen ist aus unserer Sicht eine Errungenschaft unserer Branche. Er wurde jahrzehntelang von den Sozialpartnern immer wieder neu verhandelt: mit Augenmaß, Verantwortungsbewusstsein und Kompromissbereitschaft. Denn es geht um nicht weniger als die Nachwuchs- und Fachkräftesicherung im Bäckerhandwerk. Dies aufs Spiel zu setzen, ist verantwortungslos gegenüber der nachfolgenden Generation und zeugt nicht von besonderer Weitsicht“, so Michael Wippler.
Die Arbeitgeberseite ist weiterhin am Abschluss eines einheitlichen Tarifvertrages interessiert, denn er bietet den Betrieben und den Auszubildenden Planungssicherheit. Die Sozialpartnerschaft und eine funktionierende Tarifbindung waren immer eine große Stärke des Wirtschaftssystems der Bundesrepublik, sie sollten nicht aufs Spiel gesetzt werden, so Wippler.
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