Nationaler Ethikrat: Podiumsdiskussion zum Thema Biobanken
Berlin (ots)
Der Nationale Ethikrat lädt ein zu einer Podiumsdiskussion am 28. Juni 2002 um 18:00 Uhr im Tagungszentrum der Katholischen Akademie, Hannoversche Straße 5b, 10115 Berlin.
Mitglieder des Nationalen Ethikrates und der französischen Nationalen Beratungskommission für Ethikfragen Comité consultatif national d'éthique pour les sciences de la vie et de la santé diskutieren über das Thema:
Biobanken
Biomedizinische, ethische und rechtliche Aspekte der Speicherung und Verwendung von Körpersubstanzen und genetischen Daten.
Begrüßung
Prof. Dr. Spiros Simitis, Vorsitzender des Nationalen Ethikrates Prof. Dr. Didier Sicard, Präsident des Comité consultatif national d'éthique pour les sciences de la vie et de la santé
Einführung
Prof. Dr. Eve-Marie Engels, Mitglied des Nationalen Ethikrates Nicole Questiaux, Ministerin a. D. und Vizepräsidentin des Comité consultatif national d'éthique pour les sciences de la vie et de la santé
Einführung in das Thema
Biobanken sind privat oder öffentlich finanzierte Einrichtungen zur Speicherung von Substanzen des menschlichen Körpers. Hierbei kann es sich sowohl um die Aufbewahrung von Zellen, Geweben, Organen und Blut von Lebenden oder Verstorbenen als auch um die Speicherung der daraus gewonnenen Informationen und genetischen Daten (Genbanken) handeln.
Die biomedizinische Forschung setzt große Hoffnungen auf solche Biobanken, weil die daraus gewonnenen Erkenntnisse als Grundlage für die Entwicklung diagnostischer und therapeutischer Methoden und Anwendungen dienen sollen. Auch für die angesichts knapper Ressourcen zunehmend relevanter werdende Gesundheitsvorsorge könnte aus Biobanken ein reichhaltiges Wissen geschöpft werden.
Insbesondere die Gewinnung genetischer Daten von Individuen, Bevölkerungsgruppen oder einer ganzen Nation sowie die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Genen, Lebensweise und Krankheitsanfälligkeit könnte von großer therapeutischer und prophylaktischer Bedeutung sein. In einzelnen Ländern (Island, Estland, Lettland, Großbritannien) werden derartige Projekte bereits durchgeführt bzw. sind geplant.
Mit der Gewinnung, Speicherung, Handhabung und Nutzung von Körpersubstanzen und genetischen Daten sind jedoch auch zahlreiche ethische und rechtliche Fragen von nicht zu unterschätzender Brisanz verbunden. Sie betreffen unter anderem den Schutz der Persönlichkeitsrechte von Spendern bzw. Patienten, ihr Recht auf Wissen und Nichtwissen, ihre psychische und physische Integrität und die Gefahr der Diskriminierung. Die ökonomische Bedeutung von Biobanken für Forschung und Pharmaindustrie wirft zudem die Frage auf, wie sich eine Ausbeutung der Spender von Körpersubstanzen vermeiden lässt, ohne das ethische Prinzip der Nichtkommerzialisierung des menschlichen Körpers preiszugeben.
Nationaler Ethikrat
Der Nationale Ethikrat hat die Aufgabe, den interdisziplinären Diskurs von Naturwissenschaften, Medizin, Theologie und Philosophie, Sozial- und Rechtswissenschaften zu bündeln. Er nimmt Stellung zu ethischen Fragen neuer Entwicklungen in den Lebenswissenschaften sowie zu deren Folgen für Individuum und Gesellschaft.
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