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Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Europa braucht Vielfalt und Wettbewerb
Dr. Otto Graf Lambsdorff zum Verfassungskonvent der EU

Potsdam (ots)

Heute versammeln sich in Brüssel 105
Repräsentanten europäischer Regierungen, Parlamente und
Institutionen, um über einen neuen europäischen Verfassungsrahmen
nachzudenken. Angesichts der realen ordnungspolitischen Defizite des
gegenwärtigen Vertragswerks der Europäischen Union, so der
Vorstandsvorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung, Otto Graf
Lambsdorff, in einer Erklärung, sei ein solch systematisches
Nachdenken auch notwendig, um die Zukunftsaufgaben zu bewältigen.
"Die ursprünglichen Ideale des europäischen Einigungsprozesses
müssen mit neuem Leben erfüllt werden", betonte Graf Lambsdorff.
"Europa muss zu einem Kontinent werden, in dem die Freiheit der
Bürger ausgebaut und gesichert ist. Deshalb ist der Schutz von
Vielfalt, Wettbewerb und Nonzentralisation die eigentliche Aufgabe
des Verfassungskonvents. Nur so ist die wirtschaftliche, kulturelle
und soziale Zukunft Europas gesichert."
Bedenken äußerte Lambsdorff darüber, dass gerade in Deutschland
viele der beteiligten Politiker die EU stattdessen als den Garanten
eines besonderen "europäischen Modells" in der Sozialpolitik sehen.
Die konstitutionelle Festschreibung hoher einheitlicher
Sozialstaatlichkeit könnte den Wohlstand der Bürger Europas
gefährden. "Die EU darf nicht zur Konservierung eines überkommenen
Wohlfahrtsstaats instrumentalisiert werden, der in den
Mitgliedsstaaten und überall sonst auf der Welt bereits an seinen
eigenen Unzulänglichkeiten gescheitert ist. Wer dies will, der wird
hohe Arbeitslosigkeit, schrumpfende Anteile an der Weltwirtschaft und
unverantwortliche Schuldenwirtschaft verursachen."
Was wir brauchen, sei eine stärkere demokratische Kontrolle von
Ministerrat und Kommission durch das Europaparlament, dem ein volles
Haushaltsrecht zugesprochen werden sollte. Das "Demokratiedefizit"
sei schließlich eines der Hauptprobleme der EU. Allerdings sollten
dem Europaparlament zwar bessere Kontrollmöglichkeiten zugebilligt
werden, aber das aktive Gesetzgebungsrecht müsse weiterhin dem Rat
zustehen, da sonst das politische Interesse an Zentralisierung und
Nivellierung überhand nehme.
Deshalb bräuchten wir auch eine "Demokratisierung von unten" in
der EU, die dazu diene, das Subsidiaritätsprinzip mit Leben zu
erfüllen. "Wir brauchen Verfassungsmechanismen, die die Freiheit und
die Vielfalt in Europa sichern. Dazu bedarf es des Wettbewerbs
zwischen den politischen Systemen in Europa - nicht aber einer
institutionalisierten Harmonisierungspolitik. Vielfalt und Wettbewerb
in der Politik sind Garanten von Vielfalt und Wettbewerb in der
Wirtschaft, weil sie den Anreiz zu effizienter Standortpflege
setzen", meinte Graf Lambsdorff.
Um dies zu erreichen, müssten wirksame Mechanismen etabliert
werden. Dies wären: Bewahrung des Einstimmigkeitsprinzip im Rat bei
allen wesentlichen Entscheiden, Stärkung der Rechte nationaler
Parlamente durch Vetorechte und das verbriefte Recht von
Mitgliedsstaaten auf Austritt aus der EU. Abzulehnen seien, so Graf
Lambsdorff, auch eine eigene Europasteuer und einheitliche
Sozialstandards. Auch sollte sich die EU aus etlichen Politikfeldern
herausziehen, insbesondere der gemeinsamen Agrarpolitik, deren
Auslaufen auch von der WTO gefordert wird.
Darüber hinaus warnte Graf Lambsdorff die Mitglieder des Konvents
davor, sich bei ihrer Aufgabe zu übernehmen. Es gehe zunächst einmal
darum, den Ordnungsrahmen der EU zu reformieren und akute
Strukturprobleme zu lösen. Allein die Osterweiterung der EU werfe
noch so viele Fragen auf, dass es sich als höchst unrealistisch
erweisen könnte, zum jetzigen Zeitpunkt eine Finalität bei der
Verfassungsordnung erreichen zu wollen. "Wer in der Politik eine
offene und freie Gesellschaft verwirklichen will, muss auch
bescheiden sein in seinen Ansprüchen", meinte Graf Lambsdorff.
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