"Ich bin ein Hippie-Mädchen!" Leelee Sobieski (24, zwei Golden-Globe-Nominierungen, YoungStar Award, Young Hollywood Award) im exklusiven Tele-5-Interview ...
München (ots)
Die Schauspielerin über ihre Kindheit, Konsum, den großen Stanley Kubrick und die Rolle als heilige 'Jeanne D'Arc'.
Tele 5 zeigt den Zweiteiler 'Jeanne D'Arc' mit Shirley MacLaine, Maximilian Schell, Peter O'Toole und Leelee Sobieski am Pfingstsonntag, 11. Mai um 20.15 Uhr und um 22.20 Uhr
Tele 5: Zu den wenigen Dingen, die man über sie im Internet erfahren kann, gehört, dass Sie gar nicht Leelee mit Vornahmen heißen, sondern viel komplizierter: Liliane Rudabet Gloria Elsveta Sobieski.
Leelee Sobieski: Das stimmt, ja, Liliane wurde ich nach meiner Großmutter getauft, Leelee ist nur mein Spitzname. Aber immerhin ist mein Nachname echt.
Sie sind eine Nachfahrin des polnischen Königshauses...
Ja, einer meiner Vorfahren war der polnische König Johann III. Sobieski. Aber nur über einen Seitenstrang. Die Familie meines Vaters lebt schon seit langem in Frankreich, wo ich auch bei meinen Großeltern einen Teil meiner Kindheit verbrachte. Zu Polen habe ich keine engere Beziehung. Ich wurde in New York geboren, mein Vater ist Maler und meine Mutter eine Schriftstellerin.
Klingt nach einer ziemlich exklusiven Kindheit...
Nein, gar nicht. Ich bin ein typisches New Yorker Upper-West-Side-Girl: Meine Eltern waren Hippies, sie hatten lange wenig Geld. Sie wohnen immer noch in einer Mietwohnung, die meine Mutter in den 70er Jahren gemietet hat, und die inzwischen sehr billig ist. Bis ich 18 war, hatte ich ein gemeinsames Zimmer mit meinem Bruder. Allerdings haben meine Eltern sehr auf eine gute Erziehung geachtet, gerade weil sie Hippies waren, sind sie gegen den ganzen Konsumismus der Gegenwart. Ich durfte als Kind nur eine Stunde in der Woche fernsehen. Und meine Eltern haben mir eingeschärft, dass es unanständig ist, in großen Ladenketten zu kaufen...
Toll!
Finde ich auch. Ich bin meinen Eltern dafür sehr dankbar, ich kaufe meine Bücher in kleinen Läden, wo man den Buchhändler mit Namen kennt, und er das, was er verkauft, auch gelesen hat. Und um Kaffee zu trinken, muss man auch nicht zu "Starbucks" gehen. Ich denke, so eine Distanz zum Konsum und die Wertschätzung für das Besondere ist genauso hippie-esk, wie es auch konservativ und bürgerlich ist. Aus meiner Sicht ist das vor allem europäisch. Ich habe in Europa und Amerika gelebt, und kann das ganz gut vergleichen.
In 'Jeanne D'Arc' waren Sie gerade mal 15 Jahre alt. Sie sind mit Schwert und Rüstung zu sehen und bekamen für die Titelrolle sogar eine Golden-Globe-Nominierung. Sie waren auch für den Emmy Award nominiert und wurden mit dem Young Star Award und mit dem Young Hollywood Award als "Superstar of Tomorrow" ausgezeichnet. Haben Sie ein besonderes Faible für Kriegerinnen?
Allerdings, ja. Ich mag auch Martial-Arts und mache in meiner Freizeit Kampfsport. Aber sicher hat es auch einfach etwas damit zu tun, dass ich einfach sehr groß bin. Bei 'Jeanne D'Arc' war es natürlich wunderbar, so eine Rolle zu spielen, die eigentlich nur gute Eigenschaften in sich trägt - eine Heilige.
Wie war es denn, mit Stanley Kubrick für den Film 'Eyes Wide Shut' zu arbeiten?
Natürlich war das einmalig. Keiner war genauer als er. Er war in jedem Detail sorgfältig. Ich erinnere mich noch genau, wie ich ihn zum allerersten Mal persönlich traf, als ich an den Set kam. Von der Sekunde an mochte ich ihn. Seine Augen waren warmherzig. Er war überaus freundlich zu mir. Obwohl er ein Perfektionist und Kontrollfreak war, war er der offenste Regisseur, mit dem ich je gearbeitet habe. Er war neugierig auf Fragen und eigene Ideen.
Wie wurden Sie überhaupt fürs Kino entdeckt?
Ein Casting-Agent, der für Woody Allen arbeitete, sprach mich in einem New Yorker Café an. Da war ich gerade elf Jahre alt, schon vorher hatte ich Theater gespielt. Ich wurde dann für Neil Jordans 'Interview mit einem Vampir' gecastet, und kam sehr weit - bis in die letzte Runde. Dort verlor ich dann gegen Kirsten Dunst. Aber von da an kannten mich die Leute und ich hatte ein paar Auftritte in Werbeclips und im Fernsehen. Mein richtiger Kinodurchbruch war dann der Katastrophenfilm 'Deep Impact', in dem ich ein Mädchen spiele, das überlebt, sozusagen die Eva der Zukunft.
Jetzt kennen Sie alle. Hat der Ruhm auch Nachteile?
Ich kann noch auf die Straße. Ohne Make-up erkennt mich keiner. Nur schade ist, dass ein paar Ex-Freunde von der Schule neidisch sind. Man lernt dann schnell, wer die wahren Freunde sind.
Und wie hatte Kubrick sie ausgewählt?
Beim Casting musste ich einen langen Monolog halten, der nichts mit dem späteren Film zu tun hatte. Im Film sage ich nur "Hallo!" und flüstere Tom Cruise etwas ins Ohr, was kein Zuschauer verstehen kann. Später fragte ich Stanley, warum er mich ausgewählt hätte - und er antwortete: "Weil Du die einzige bist, die ich mir für die Rolle vorstellen kann." Als er kurz nach dem Dreh starb, war das ein großer Schock für mich. Ich fürchte, ich bringe Regisseuren kein Glück. Auch James Ivory starb nicht lange, nachdem er einen Film mit mir gemacht hatte. Auf der anderen Seite bin ich dankbar, dass ich noch erleben durfte, wie es ist, mit so tollen Leuten zu arbeiten.
Interview: Rüdiger Suchsland
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