Helen Mirren: "Schauspieler werden in Hollywood wie Vieh behandelt!"/ Tele 5 zeigt Helen Mirren ab 8.11. um 20.15 Uhr jeden Samstag in der preisgekrönten Miniserie 'Heißer Verdacht'
München (ots)
Oscarpreisträgerin Helen Mirren (63) über schmuddelige Hippies, gierige Amerikaner, das Älterwerden und ihren Brechreiz beim Anblick des nackten Peter O'Toole.
Tele 5: Stören Sie schlechte Kritiken?
Helen Mirren: Und wie! Ich erinnere mich noch nach Jahrzehnten an sie. Ich weiß es noch genau, wie mich einer für einen Auftritt in 'Troilus and Cressida' verrissen hat. Er war von der "Times" und heißt Benedict Nightingale. Er arbeitet noch immer. Ich werde ihm nie vergeben.
Wie kommen Sie mit dem Älterwerden zurecht?
Wie alle: Man kann's nicht ändern. Im Rückblick waren meine 20er ziemlich schlimm. Ich hab mich zwar amüsiert, aber ich wusste nicht, was aus mir werden würde, ich war unsicher, und man soll erwachsen sein, aber weiß noch gar nichts. Man sucht seinen Platz in der Welt. Als ich dann über 30 war, fand ich das Leben toll. Und inzwischen weiß ich langsam, wer ich bin. Ich habe mich an mich gewöhnt.
Sind Sie ein politischer Mensch?
Ich gehöre der Generation der Sechziger und Siebziger an, wobei ich mit Glamrock mehr zu tun habe als mit den Hippies, die waren mir zu schmuddelig. Aber ich stehe bis heute politisch auf Seiten der progressiven Linken und bis sehr stolz darauf.
Einer Ihrer ersten Filme war 'Caligula' von Tinto Brass. Das war ein Skandalfilm - sie sind auch sehr explizit nackt zu sehen - und kommerziell ein Riesenreinfall. Hat das Ihrer Karriere nicht geschadet?
Überhaupt nicht! Vergessen Sie auch nicht, dass ich da immerhin mit John Gielgud und Peter O'Toole zu sehen war - um nur diese zu nennen. Ich glaube auch nicht dass der Film so schlecht ist, wie ihn heute manche machen. Ich war damals ziemlich jung - im Sinne von unerfahren. Für mich persönlich war es eine tolle Erfahrung. Ich will nichts an ihr missen. Es war wie ein Trip in Dantes "Hölle". In vieler Hinsicht. Am ersten Abend, als ich zum Set in Cinecittà kam, wurde eine große Orgie gedreht. Ich wollte Peter O'Toole hallo sagen, ging in seinen Wohnwagen - und da stand er, fast nackt, aber über und über mit Kunstblut und Wunden und Dreck besudelt - das war nun mal sein Kostüm. Aber ich musste mich erstmal direkt vor dem Wohnwagen übergeben.
Gibt es etwas, das europäische Filmemacher von Amerika lernen können?
Ein paar praktische Dinge. Einen einfacheren Zugang zur Arbeit. Aber wir Europäer sollten dem US-Kino nicht immer wie die Lämmer hinterherlaufen. Es gibt auch anderenorts gute Sachen, etwa in Asien. Der Einfluss des US-Kinos wird überschätzt. Es handelt sich nur um wirtschaftliche Macht, und die sollte man, wie in anderen Bereichen auch, begrenzen. Ich denke, wir sollten in ganz Europa so ein Quotensystem haben, wie es die Franzosen haben. Die Amerikaner sind zu gierig. Sie wollen alles haben.
Aber Sie arbeiten doch auch in Amerika?
Kaum. Die Brutalität des Systems widert mich an. Es geht nur um Kommerz, und Schauspieler werden manchmal wie Vieh behandelt. In Hollywood wird das akzeptiert. Ich will es nicht akzeptieren, und darum akzeptiert man mich nicht. Wir passen nicht zusammen. Das hat im Übrigen nichts damit zu tun, dass ich eine Frau bin. Es trifft auch Männer - merken Sie sich das! Als Filmschauspieler ist das ein Dauerzustand: Man wird engagiert, und ist arbeitslos, wird entlassen und dann doch wieder verpflichtet. Viele sind das nicht gewöhnt.
Vor kurzem haben Sie in Deutschland gedreht. In Michael Hoffmanns 'The Last Station', einem Film über das letzte Lebensjahr von Leo Tolstoi spielen Sie dessen Frau...
Es ist das erste Mal, dass ich in Deutschland einen Film gedreht habe. Das Drehbuch ist großartig. Man bekommt so etwas nicht oft. Meine Rolle ist für mich besonders spannend, weil ich einen persönlichen Bezug zu ihr habe: Denn meine Vorfahren väterlicherseits waren ja Russen. Und zwar wohlhabende Anhänger des Zaren. Sie haben sehr ähnlich gelebt, wie die Tolstois. Ich erinnere mich noch an meinen Großvater: Er war unglaublich stolz und identifizierte sich ganz mit seinem Russentum und seiner Militärkarriere. Als ich die Kostüme für diesen Film anprobiert habe und mich im Spiegel sah, wurde mir zum ersten Mal klar, wie meine Vorfahren wohl gelebt haben. Die Bilder von Tolstois Familie ähneln den Fotos von der Familie meines Vaters ungemein.
Wie wählen Sie eigentlich Ihre Rollen aus?
Gar nicht. Sie wählen mich. Durch die Umstände, durch Zufall, weil es gerade passt. Und natürlich lese ich Drehbücher. Meistens. Zumindest schaue ich immer auf die letzte Seite. Wenn meine Figur dort steht, bin ich zufrieden.
von Rüdiger Suchsland
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Tele 5-Sendetermine 'Heißer Verdacht' mit Helen Mirren:
Sa., 08.11. / 20.15 Uhr: Heißer Verdacht, Folge 1, Teil1 Sa., 08.11. / 22.30 Uhr: Heißer Verdacht, Folge 1, Teil 2
Sa., 15.11., 20.15: Heißer Verdacht, Operation Nadine, Teil 1 Sa., 15.11., 22.15: Heißer Verdacht, Operation Nadine, Teil 2
Sa., 22.11., 20.15: Heißer Verdacht, Aktion Soko, Teil 1 Sa., 22.11., 22.30. Heißer Verdacht, Aktion Soko, Teil 2
Sa., 29.11., 23.00: Heißer Verdacht, Kind vermisst (nur 1 Folge)
Sa., 06.12., 20.15: Heißer Verdacht, Seilschaften Sa., 06.12., 22.30: Heißer Verdacht, Der Duft des Todes
Sa., 13.12., 20.15: Heißer Verdacht, Tödliche Verstrickung 1 Sa., 13.12., 22.30: Heißer Verdacht, Tödliche Verstrickung 2
Sa., 20.12., 20.15: Heißer Verdacht, Die letzten Zeugen 1 Sa., 20.12., 22.30: Heißer Verdacht, Die letzten Zeugen 2
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