"Hollywood ist korrupt" - Francis Ford Coppola im Tele 5-Exklusiv-Interview
München (ots)
Der fünffache Oscarpreisträger Francis Ford Coppola feiert am 7. April seinen 70. Geburtstag. Tele 5 zeigt am 25. April, 05.20 Uhr 'Wir lieben Kino-Biografie: Francis Ford Coppola'
Tele 5: Mr. Coppola, Wie geht es Ihnen?
Francis Ford Coppola: Gut. Ich habe wieder Spaß daran, Filme zu drehen. Eine ganze Zeitlang hat mich das nicht mehr interessiert. Wie sich Hollywood in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat! Es geht nur noch ums Geld, und es sind alle korrupt geworden.
Vermissen Sie die gute alte Zeit", in der Sie Weltruhm ernteten mit Filmen wie 'Der Pate' oder 'Apocalypse Now'?
Einen Film wie 'Apocalypse Now' könnte ich heute gar nicht mehr drehen. Nicht so wie damals, als unabhängiges Autorenkino, absolut frei von Einflüssen des Studios, mit dem "final cut", dem Recht, das endgültige Aussehen des Films zu bestimmen. Das würde Jahre dauern. Ich will aber noch viele Filme drehen, meine Zeit nicht mit diesen Kämpfen verschwenden. Ich will arbeiten so lange ich noch laufen kann. Und ich will meine eigenen, persönlichen Filme machen. Das wollte ich schon immer. Die Inspiration durch die europäischen Filme, die ich mit Freunden sah, als ich 18, 19, 20 Jahre alt war, hält immer noch an.
Können Sie das nicht?
Erst in letzter Zeit. Ich habe mich nie für besonders erfolgreich gehalten. Selbst nicht mit 'Der Pate'. Natürlich hatte ich erst kein Geld und plötzlich, quasi aus dem Nichts, dann ziemlich viel. Ich war völlig geschockt. Keiner hat an den Film geglaubt. Ich war erst todunglücklich und dann wurde er so erfolgreich. Aber ich habe eine Weile gebraucht, um zu begreifen, dass ich die persönlichen Filme, die ich machen will nur machen kann, wenn ich auch produziere. Aber man muss es sich leisten können. Das kann ich erst heute, wo mein Weingeschäft genug abwirft. Was soll ich sonst mit meinem Geld tun? Man kann sich einen Ferrari kaufen und ein schönes Ferienhaus. Und dann? Wenn ich im Lotto gewinnen würde, würde ich persönliche Filme machen. Das was ich tue.
Möchten Sie noch einmal 30 Jahre alt sein und Ihre Karriere vor sich haben?
Manchmal. Wissen Sie: Ich weiß, wie es ist, wenn man mich heute irgendwo einlädt, um bei einem Filmfestival einen Preis zu bekommen oder bei einem Wohltätigkeits-Event für Aufmerksamkeit zu sorgen: Wenn ich auf die Bühne trete, läuft mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit die Musik von 'Der Pate' -'Apocalypse Now' passt nicht so gut zum Essen - oder Wagners Walkürenritt. Ich mag die Musik sehr, missverstehen Sie mich nicht. Ich weiß auch, dass es nett gemeint ist. Aber am liebsten würde ich dann den Leuten erklären: 'Okay, ich weiß, ich bin der Typ, der den 'Paten' gedreht hat, aber es gab noch ein paar andere Dinge.' Genaugenommen haben die wenigsten Leute meine Filme verstanden. Selbst 'Der Pate' ist, als er herauskam von vielen ernstzunehmenden Menschen kritisiert worden und von noch mehr aus den falschen Gründen gelobt. Lesen Sie mal nach, was die Filmzeitschrift "Variety" damals über meinen Film geschrieben hat. Ziemlich biederes Zeug. Aber jeder ungewöhnliche Film wird am Anfang kritisiert. Ich bin das gewohnt. Später ändert sich das. Ich hoffe, ich bin lang genug am Leben, um das mit einigen Filmen noch mitzuerleben.
Gibt es nichts, was Sie bedauern? Was Sie anders machen würden?
Vielleicht wurde ich im Nachhinein betrachtet etwas zu früh ein Studiodirektor. Ich habe mich seitdem immer gewundert, was eigentlich aus dem Regisseur geworden ist, der ich mal hatte sein wollen. Ansonsten gilt, was ich schon öfters zu jungen Leuten gesagt habe: Die gleichen Dinge, für die du gefeuert wirst, wenn du jung bist, bringen dir im Alter Ehrenpreise ein. Umgekehrt ist Erfolg zu gar nichts nutze: Ich hatte gerade fünf Oscars gewonnen, war total berühmt und konnte trotzdem das Geld für meinen nächsten Film kaum zusammenkriegen. Ich musste mir erst Weinberge kaufen, um finanziell unabhängig zu sein.
Viele Ihrer Filme erzählen von Horror, von Gewalt. Das sind zugleich Gesellschaftsthriller. Haben Sie auch mal darüber nachgedacht, einen Film über den Irak-Krieg zu drehen?
Das ist nicht so einfach wie Sie glauben. 'Apocalypse Now' ist ein Film, der das Furchtbare des Krieges zeigen soll. Er wurde aber von unserem Verteidigungsministerium benutzt, um Soldaten für den Krieg zu trainieren. Es ist pervers. Eigentlich kann man nur buddhistische Filme über den Krieg machen. Ich hatte geglaubt, 'Apocalypse Now' wäre so ein Film. Eine Täuschung.
Interview: Rüdiger Suchsland
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