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Lausitzer Rundschau: Der IOC-Chef und politische Freiheit in China Rogges persönliches Fiasko

Cottbus (ots)

Nicht wenige Sportpolitiker und auch Athleten
waren 2001 erleichtert, als Juan Antonio Samaranch als Präsident des 
Internationalen Olympischen Komitees (IOC) seinen Hut nahm. Der neue,
Jacques Rogge, kündigte damals an, bis dahin ignorierte Probleme wie 
Doping, die Korruption im IOC und die Inflation von Sportarten bei 
den Spielen in Angriff nehmen zu wollen - was er in der Tat auch 
getan hat.
Inzwischen nähert sich für manche die Unzufriedenheit mit dem Belgier
aber bedrohlich der seines Vorgängers. Sieben Jahre nach Rogges Wahl 
zum Herrn der Ringe droht gerade eine Entscheidung aus den 
Anfangstagen seiner Amtszeit für ihn zum persönlichen Fiasko zu 
werden. Absicht und Hoffnung waren damals auch, mittels der Vergabe 
der Sommerspiele 2008 nach Peking die mehr als eine Milliarde 
Chinesen stärker in die olympische Bewegung einzubinden, das Reich 
der Mitte stärker der Welt zu öffnen und auf diesem Weg auch Idealen 
wie Freiheit und Menschenrechten mehr Geltung zu verschaffen. Wie der
65-Jährige nun aber mit den daraus resultierenden Konflikten umgeht, 
ist für ihn der Offenbarungseid. Als im Frühjahr die olympische 
Fackel durch die Welt getragen und von Protesten gegen Chinas 
Tibet-Politik begleitet wurde, schwieg Rogge tagelang. In der Debatte
über die Nutzung des Internets musste er einräumen, den Eindruck 
erweckt zu haben, China habe "freien und unzensierten" Zugang 
zugesagt. Vereinbart war aber lediglich "größtmöglicher" Zugang. 
Gestern erklärte er, sich aus dem Streit um Meinungsfreiheit 
heraushalten zu wollen. Und auch beim Thema Menschenrechte versucht 
es der oberste Olympier eher mit stiller Diplomatie denn mit klaren 
Worten. Denn auch hier hat sich das IOC offenbar von Peking mit 
Unverbindlichem hinhalten lassen. Chinesische Oppositionelle und 
Dissidenten klagen gar über eine Verschlechterung ihrer Lage.
Der Bitte eines inhaftierten Menschenrechtsaktivisten, ihn im 
Gefängnis zu besuchen und sich die Haftbedingungen anzuschauen, 
sollte Rogge darum dringend nachkommen. Und er sollte es nicht nur 
bei dieser einen Geste, diesem einen Zeichen belassen. Die 
Olympischen Spiele sind zuerst ein Fest des Sports, sie sind aber 
keine unpolitische Veranstaltung. Das war 1980 in Moskau und vier 
Jahr später in Los Angeles angesichts der damaligen Boykotte einiger 
Länder aus politischen Gründen sichtbarer als zuletzt in Athen. 
Peking - das war seitens des IOC von Anfang an auch mit politischen 
Ambitionen verbunden gewesen. Deren Verwirklichung ist bislang auf 
ganzer Linie enttäuschend. Normalerweise ist das IOC bei Olympia Chef
in allen fünf Ringen - 2008 gibt aber der Gastgeber die 
Marschrichtung vor.
Vielleicht ist es von Jacques Rogge auch zu viel verlangt, seinen 
früheren Worten in der Weltöffentlichkeit Taten folgen zu lassen. 
Aber er versucht es nicht einmal. Und das ist für einen IOC-Chef 
beschämend.

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