Lausitzer Rundschau: Zu Griechenlands Finanzmisere und den Folgen für den Euro
Cottbus (ots)
Sie wollen Ihren Sommerurlaub auf Kreta verbringen? Dann überlegen Sie schon mal, wie Sie Ihre Reisebörse bestücken. Denn mit Euro in der entlegenen Strand-Taverne oder beim Olivenbauern zahlen, geht nicht mehr. In Griechenland gilt wieder die Drachme. Dafür, dass es so weit nicht kommt und Sie auch weiter unkompliziert mit Bundesadler-Euros oder den griechischen mit der Entführung der Europa zahlen können, trägt Athen aber nicht die alleinige Verantwortung, wenn auch die größte. Solange der Abgeordnete in der Hauptstadt, die Lehrerin auf Rhodos oder der kleine Kaufmann auf Kos sich aber sträuben, dies zu akzeptieren und daraus die richtigen Konsequenzen ziehen, wird es schwer, wenn nicht gänzlich unmöglich zu helfen. Ein Land, das sich mit Betrug den Eintritt in die Euro-Zone verschaffte, muss sich nicht wundern, wenn die Partner jetzt genau hinschauen. Die Regierung in Athen hat offenbar die Botschaft aus Brüssel verstanden und geht erste Schritte gegen das Haushaltsdefizit. Das ist zweifellos für nicht wenige Menschen mit harten Einschnitten verbunden, allerdings vor allem für die zahlreichen, vergleichsweise gut gestellten Staatsdiener. Zudem ist es offenbar griechischer Alltag, Steuern nicht zu zahlen oder der schnellen Baugenehmigung mit einem Euro-Schein nachzuhelfen. Auch diese Missstände zu ändern, ist der Teil der Aufgabe, die den Griechen zufällt. Den anderen Teil müssen die Länder der Euro-Zone gemeinsam schultern. Dazu gehört kurzfristig, Athen mit den verschiedensten Finanzinstrumenten aus der akuten Etatkrise herauszuhelfen. Hier haben die Euro-Länder ihre grundsätzliche Bereitschaft erklärt und prüfen derzeit Hilfsmöglichkeiten. Das kostet, auch Deutschland. Die Alternative allerdings - der Staatsbankrott Griechenlands, der Domino-Effekt Richtung Portugal und Spanien, der Austritt Athens aus der Euro-Zone und deren beginnende Erosion - käme den deutschen Steuerzahler aufgrund vor allem ökonomischer Verflechtungen viel, viel teurer. Langfristig gehört zu einer europäischen Lösung aber auch eine zumindest in den Grundpfeilern gemeinsame Wirtschafts- und Sozialpolitik. Denn Griechenlands Haushaltsdefizit resultiert neben den inneren Strukturproblemen auch aus Ungleichgewichten innerhalb der EU. Nur ein Beispiel: Auch durch Lohnzurückhaltung erzielte deutsche Rekord-Exportüberschüsse, die hierzulande Firmen gute Gewinne und Tausenden Menschen Arbeit sichern, führen die importierende Seite ins Defizit. Was andere Länder aber noch durch Abwertung ihrer Währung ausgleichen können, ist innerhalb des Euro-Verbunds nicht mehr möglich. Die an klare ökonomische Kriterien geknüpfte Hilfe für Griechenland ist also nicht nur in dessen, sondern nicht zuletzt in Deutschlands Interesse. Nicht nur, wenn es um die unkomplizierte Bezahlung in der Taverne oder beim Oliven-Bauern geht.
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