Lausitzer Rundschau: Eight Points to Energie Cottbus Lausitzer blicken auf turbulente Zweitliga-Saison zurück
Cottbus (ots)
Wenn die 2. Fußball-Bundesliga der Eurovision Song Contest wäre, dann könnte man dem Beitrag aus der Lausitz gut und gerne acht Punkte geben. Keine zwölf, dafür fehlte der krönende Aufstieg und auch keine zehn, wobei Relegationsplatz drei durchaus drin gewesen wäre. Die acht Punkte aber hat sich die Mannschaft von Trainer Claus-Dieter Wollitz mit Rang sechs, mehr aber noch mit ihrem attraktiven Fußball, redlich verdient. Der Beitrag von Energie Cottbus hat dem Wettbewerb gut getan. Das war kein kitschig-kostümierter Farbtupfer. Sondern ein rot-weißer Hingucker, bei dem die Protagonisten immer wieder Überraschungen parat hatten - meist positiver, ab und an aber auch negativer Art. Zum Auftakt stürmten die Cottbuser energisch die Bühne: Vier Siege aus den ersten fünf Spielen waren ein verheißungsvolles Intro - das denkwürdige 5:5 gegen den Karlsruher SC eine besonders schrille Nummer. Energie präsentierte sich als Mannschaft mit modernem Spielrhythmus und spektakulären Balltanzeinlagen. Doch im weiteren Verlauf hielt der Cottbuser Beitrag nicht immer das, was die Auftaktsequenz versprochen hatte. Ein seichtes Zwischenstück mit Niederlagen in Frankfurt und Osnabrück deutete an, dass dies wohl kein Nummer-1-Hit werden würde. Die mangelnde Harmonie zwischen Offensive und Defensive trat immer häufiger zutage. Nach dem aufsehenerregenden 6:0 gegen den damaligen Spitzenreiter Aue war jedoch zumindest vorstellbar, dass Energie bis zum Saisonfinale oben mitmischen würde. Schade, dass es jedoch immer wieder Misstöne, ja regelrechte Dissonanzen gab. Trainer Wollitz wechselte als Medizinkoffer-malträtierender Dirigent häufig zwischen Dur und Moll. Mal hob er zu euphorischen Jubelarien an, mal donnerte er frustrierte Rücktrittsbässe in den Raum. Diese Stimmungsschwankungen spiegelten sich in der Leistungskurve der Mannschaft wider. Und weil Emil Jula zu einem Vertragspoker-Solo ansetzte, in das später Jiayi Shao einstimmte, geriet Energie in der Rückrunde aus dem Takt. Dabei hätte dieses Team der Schlager des Jahres werden können. Besonders bei den Pokalerfolgen gegen die Erstligisten Freiburg, Wolfsburg und Hoffenheim war richtig Musike drin. Doch letztendlich wurde es eine Saison der verpassten Möglichkeiten - weil Energie im Pokalhalbfinale in Duisburg und dem vorentscheidenden Liga-Auftritt in Bochum die Stimme wegblieb. Dennoch wird diese Saison den Fans in guter Erinnerung bleiben. Besonders denen, die es rockiger mögen: Denn noch nie hat eine Cottbuser Mannschaft im Profifußball so viele Saisontore geschossen (65), noch nie trug der Zweitliga-Torschützenkönig das Energie-Trikot. Überhaupt ist der kometenhafte Aufstieg des Nils Petersen (25Tore) wohl die Geschichte dieser Zweitliga-Saison. Dass er inzwischen für Bayern München interessant ist, war so nicht zu erahnen. Das ist in etwa so, als hätte man vor drei Jahren behauptet, ein Mädchen aus Hannover würde mit seinem Erfolg eine Grand-Prix-Euphorie in Deutschland auslösen. Genau das hat Lena Meyer-Landrut getan, und sie hat sich trotz des immensen Drucks auch im Folgejahr wieder bestens behauptet. Gleiches mag man Petersen wünschen - genau wie dem FCEnergie. Denn auch wenn Trainer Wollitz einige Löcher stopfen muss: Das Gerüst der Mannschaft sieht richtig gut aus. Die Stammspieler haben langfristige Verträge und sind noch nicht am Ende ihrer Entwicklung angelangt. Wenn der FCE nun kommende Saison noch ein Stück mit weniger Höhen und Tiefen darbietet, sind am Ende womöglich zehn Punkte drin. Oder mehr.
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