Lausitzer Rundschau: Der zweite Sieg der Vielfalt Zum Ergebnis der US-Präsidentschaftswahlen
Cottbus (ots)
Barack Obama hat seine zweite Amtszeit nicht den Erfolgen der ersten zu verdanken. Die vergangenen vier Jahre waren für große Teile der amerikanischen Bevölkerung ein nicht endender Hindernislauf. Nicht Zufriedenheit, wohl aber Vorsicht und Sorge haben diesem Präsidenten den Wiedereinzug ins Weiße Haus ermöglicht. Seinem Konkurrenten Mitt Romney ist es nicht gelungen, den Wählern seine Botschaft der angeblichen Patentrezepte für einen einfachen, sicheren Aufschwung nahezubringen. Zu viele Amerikaner hatten das Gefühl, da redet ihnen einer die komplizierte Welt schön. Das war nicht glaubwürdig, und deswegen auch fiel der Sieg Obamas hinreichend überzeugend aus. Mitt Romney stand für ein Amerika, das es nicht mehr gibt und für eine Politik, in der sich die Mehrheit der Amerikaner nicht mehr wiederfindet. Die USA sind zu vielfältig geworden, als dass sie sich weiterhin mit den Bilderbuchrezepten der Vergangenheit regieren lassen wollen. Das Gespenst der Abkehr von den alten Werten, die das Land einst groß gemacht haben, schreckt nicht mehr. Das Land lässt sich nicht auf seine große Vergangenheit als unangefochtene Weltmacht reduzieren. Die neue, junge Vielfalt, die in der Wahlnacht auf den Straßen der großen Städte der USA lautstark den Sieg Obamas feierte, ist sich allerdings nur darin einig, dass es kein Zurück geben wird. Ansonsten steht die Obama-Mehrheit kaum weniger ratlos da als noch vor wenigen Wochen, als sich der Präsident durch eine Debatte stammelte und dabei war, den sicher geglaubten Sieg zu verspielen. Denn in der siegreichen Vielfalt steckt ein unübersehbares Maß an Beliebigkeit. Es gibt für diesen Sieg und für die nächsten Jahre keine überzeugende Botschaft, und es gibt im Gegensatz zu 2008 auch keine Mehrheit im Kongress. Es gibt nur dieses vage Zusammengehörigkeitsgefühl all derer, die das alte Amerika ablehnen. Für Europa, für Deutschland bedeutet der Sieg Obamas ein widersprüchliches Signal. Einerseits sind die USA uns ein wenig näher gerückt jetzt mit einigen Elementen des Sozialstaates wie beispielsweise einer allgemeinen Krankenversicherung. Andererseits sind sie noch ein wenig weiter weg als dieser einzigartige Schmelztiegel, der sich selbst genügt. Im Kern aber ist die Botschaft, die mit Obama über den Atlantik kommt, ganz einfach. Unsere europäische Vielfalt braucht ihren eigenen Weg in die Zukunft. Die USA des Barack Obama sind dafür kein Vorbild.
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