Lausitzer Rundschau: Computerspiel mit echten Toten - Zum Streit um die Anschaffung von Kampfdrohnen
Cottbus (ots)
Es ist gut, dass jetzt einige besonnene CDU-Verteidigungspolitiker ihrem neuerdings allzu forschen Minister Thomas de Maizière in den Arm greifen und die geplante schnelle Anschaffung von Kampfdrohnen für die Bundeswehr zunächst einmal stoppen. Selbst wenn sie es nur tun sollten, um der Opposition kein Wahlkampffutter zu geben - der Drohnen-Kauf ist nichts, was man hopplahopp machen sollte. Nichts, was eine schneidige Entscheider-Mentalität erfordern würde. Die Ostermarschierer dieses Jahres haben die Kampfdrohnen intuitiv zu einem der Hauptthemen ihres Protestes gemacht - zu Recht. Sie sind zwar auf der einen Seite tatsächlich nur die Fortsetzung schon vorhandener Technik mit anderen Mitteln. Wie Flugzeuge, nur ferngesteuert. Aber trotzdem bilden sie eine andere Qualität. Es ist eben ein Unterschied, ob eine Bombe aus einem sicheren Unterstand - der sogar Tausende Kilometer entfernt stehen kann - abgefeuert wird oder aus einer Pilotenkanzel über dem Schlachtfeld. Kampfdrohnen wirken nicht nur unheimlich, sie sind es auch. Sie machen das Töten im Krieg noch abstrakter, noch gefahrloser und noch leichter. Joystick, Kameraauge und Bordkanone verschmelzen hier zum Computerspiel mit echten Toten. Die Hemmschwelle ihres Einsatzes ist niedriger als bei den meisten anderen Waffen. Also auch die Hemmung, Kriege zu führen. Was schaffen wir uns da an und warum? Und wie wird dieses Gerät uns selbst verändern, unsere Art des Kriegführens? Diese Fragen sollte man beantworten können, ehe man das Spiel startet.
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