Lausitzer Rundschau: Was die Welt kaputt macht Zu den aufgeflogenen Steuerflüchtlingen
Cottbus (ots)
Der massive Steuerentzug, über den jetzt wieder neue Fakten enthüllt worden sind, macht die Welt kaputt. Arme Länder sowieso, deren Despoten die Völker ausbeuten und ihre Milliarden dann in Jersey, Singapur oder anderswo bunkern. Aber auch in den reichen Gesellschaften greift die systematische Steuerflucht die Grundlage des gemeinsamen Zusammenlebens an. Wenn der Ehrliche immer der Dumme ist, wird die Ehrlichkeit nicht lange überleben. Damit auch nicht der Rechtsstaat. 120 000 Briefkastenfirmen weltweit sind aktuell bekannt geworden, dazu die Namen von 130 000 Personen, die sie nutzen oder genutzt haben. Von Imelda Marcos bis Gunter Sachs. Das stimmt auch im Detail überein mit früheren Studien, wonach weltweit 21 Billionen Dollar, die siebenfache Wirtschaftsleistung Deutschlands, in Steueroasen liegen, ein Kapital, das den Finanzämtern mindestens 200 Milliarden Dollar entzieht. Jedes Jahr. Die Hälfte dieses Vermögens gehört nur 100 000 Personen, 0,14 Prozent der Weltbevölkerung. Es gibt keine Arbeit, die so viel wert ist. Hyperreich kann man nur werden durch Ausbeutung oder Abzocke. Sind krasse Einkommensunterschiede selbst schon schwer gesellschaftsschädlich, so werden sie es erst recht, wenn die Besitzer sehr großer Vermögen sich der Mitfinanzierung der Gemeinschaft durch Steuerflucht entziehen. Eine Handvoll Banken, vor allem in der Schweiz, und eine ganze Industrie von Anlageberatern und Vermögensverwaltern verdienen weltweit mit an diesem Geschäft. Das ist keine ehrenwerte Gesellschaft, auch wenn sie vornehm daherkommt, auch wenn sie Manieren hat und schicke Anzüge trägt. Das sind Asoziale. Die Kirchen haben das Thema zu Ostern, also schon vor den aktuellen Enthüllungen, hervorgeholt. Da gärt etwas. Man sollte die Debatte jedoch nicht darauf verengen, etwa durch eine Vermögenssteuer nur mehr Steuereinnahmen für den Staat zu generieren. Es geht um die gesellschaftliche Balance, hier wie anderswo. Zum Beispiel darum, dass die, die täglich arbeiten und Kinder großziehen, mehr haben von ihrem Einkommen, darum, dass mehr in die Bildung investiert werden kann, oder darum, dass in manchen Ländern überhaupt eine Entwicklung stattfindet und die Ausbeutung aufhört. Die ernsthafte Bekämpfung der Steuerhinterziehung, national und international, und eine gerechtere Einkommens- und Vermögensverteilung im eigenen Land sind zwei Seiten ein- und derselben Medaille. Die Wähler in Deutschland sollten alle Parteien daran messen, ob sie das Thema endlich ernsthaft und seriös angehen.
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