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Lausitzer Rundschau: Geist statt Buchstabe Zur Haltung des Papstes im Umgang mit Homosexuellen

Cottbus (ots)

Wieder einmal lässt Papst Franziskus aufhorchen. Die Kirche soll sich nicht nur um die Sexualmoral kümmern. Homosexuelle sollten mit Liebe behandelt werden. Maria, eine Frau, sei wichtiger als alle Bischöfe zusammen. Zitate wie diese sind es, die das Interview, das der italienische Jesuitenpater Antonio Spadaro mit Franziskus führte, um die Welt gehen lassen. Denn, mal ehrlich: Hätte man vor einem Jahr, zur Zeit von Benedikt XVI., darum gewettet, dass ein katholischer Papst solche Äußerungen tätigt - man hätte ein Vermögen gewinnen können. Man hätte die Wette allerdings auch gefahrlos eingehen können. Denn die Lehre der katholischen Kirche hat Franziskus nicht verändert. Jedes einzelne Wort seines Interviews steht auf der Basis des geltenden Katechismus - auch dort wird zum Beispiel dazu aufgerufen, Homosexuellen mit Achtung und Takt zu begegnen. "Man kennt ja die Ansichten der Kirche, und ich bin ein Sohn der Kirche", lautet eine Schlüsselstelle des Interviews in der Übersetzung des deutschen Jesuitenmagazins "Stimmen der Zeit." Was im Klartext heißt: Homosexualität bleibt Sünde, auch unter Franziskus. Frauen werden keine Priesterinnen, auch unter Franziskus. Also außer Spesen nichts gewesen? Nein, denn das Interview schlägt einen neuen Ton an. Franziskus predigt nicht mehr über das Verbot, wie es sein Vorgänger oder auch der Kölner Kardinal Joachim Meisner so gerne taten. Franziskus kennt die Regeln und hält sich daran. Aber er betont stärker das, was geht, statt mit dem erhobenen Zeigefinger in der Luft herumzuwedeln. Das macht ihn menschlicher, sympathischer und stärkt das Image seiner Kirche. Denn der neue Papst will auf die Menschen zugehen, die die Kirche verlassen haben oder mit ihr nichts mehr anfangen können. Er ist bereit, Spielräume zu nutzen, und dort, wo bisher vielleicht eher der Buchstabe des Gesetzes herrschte, auch den Geist dahinter zuzulassen. Was im praktischen Alltag tatsächlich Veränderungen nach sich ziehen könnte. Vielleicht wird künftig wirklich nicht mehr so streng auf das Verhütungsverbot geachtet, wenn es darum geht, die Aids-Pandemie in Afrika einzudämmen. Vielleicht können künftig auch homosexuell liebende Menschen leichter ein Amt in einer Pfarrgemeinde übernehmen. Vielleicht können auch Menschen, die nach einer Scheidung ein zweites Mal heirateten, aus seelsorgerlichen Gründen an der Eucharistiefeier teilnehmen. All das wäre möglich, ohne dass Franziskus gleich die ganze katholische Kirchenlehre im Alleingang über den Haufen wirft. Denn dass das nicht so schnell passieren wird - darauf kann man allerdings ebenfalls gefahrlos wetten.

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